Der Mann am Funkgerät

Der Mann am Funkgerät
(Tageblatt-Archiv)

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In den Kasematten explodiert Anfang Juli 1985 ein Sprengsatz. Zum ersten Mal werden mögliche Täter gesehen. Ein belgisches Ehepaar beobachtet vier Männer auf wenige Meter.

Am 5. Juli 1985 knallt es in einem Verbindungs-Tunnel der Kasematten unter dem Heilig-Geist-Plateau. Wegen einer technischen Panne detoniert der Sprengsatz nur teilweise. Es reicht aber, um eine wichtige Telefonleitung der Post zu zerstören. Aus den Schächten der Kasematten steigt Rauch auf.

Unweit des Tatorts campierte am gleichen Abend, vor der Explosion, ein Ehepaar aus Belgien. Es war auf der Durchreise in die Heimat. Lucien Thilquin und Anne-Marie van den Broeck beobachten einen Mann mit einem Funkgerät. Der Mann spricht in sein Walkie-Talkie und observiert das Paar ebenfalls. Plötzlich tauchen aus der Dunkelheit drei weitere Gestalten auf. Alle vier machen sich schnell aus dem Staub.

Phantombild

Auch das belgiche Ehepaar suchte nach der in ihren Augen unheimlichen Begegnung das Weite. Wochen später ist Lucien Thilquin aus geschäftlichen Gründen erneut in Luxemburg. Dabei erfährt er, dass es in den Kasematten eine Explosion gab. Er meldete sich bei der Gendarmerie. Zum ersten Mal gibt es Augenzeugen und zum ersten Mal werden mehrere mögliche Täter gesehen. Für die Ermittler ist es eine erste heiße Spur, die damals allerdings schnell wieder im Sand verlief. Vom Mann mit dem Funkgerät wird nach der Zeugenaussage von Lucien Thilquin ein Phantombild erstellt. Den Weg an die Öffentlichkeit fand es nie. Auch intern bekamen es nur wenige zu sehen.

Ein Ansprechpartner für den belgischen Geschäftsmann war damals der Ermittler Paul Haan. Dieser traute dem Zeugen zunächst nicht. Er gab die Informationen nach eigener Aussage schließlich an einen Untersuchungsrichter weiter. Thilquin sah damals sogar eine Verbindung zur belgischen Killerband „tueurs du Brabant“. Diese Aussage taucht später in keiner Akte auf.

Am Dienstag werden die beiden Augenzeugen aus Belgien im Bommeleeër-Prozess zu ihren Erlebnissen in der Nacht am 5. Juli 1985 befragt.