Der Flughafen bleibt am Boden

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Der Flughafen Metz/Nancy Lorraine hat im vergangenen Jahr 40.000 Passagiere verloren. Vor drei jahren wies der Flughafen noch 280.000 Passagiere auf.

Die geografische Situation ist nicht schlecht. Der lothringische Flughafen liegt zwischen Metz und Nancy. Außerdem an der Verbindungsader zwischen dem Saarland und der Autobahn A 31 in den Süden Frankreichs. Nur: Abfliegen oder ankommen will dort offensichtlich niemand. Während der Flughafen Luxemburg die Grenze von zwei Millionen Passagieren überschreitet und für immer mehr Fluggäste attraktiv wird, verliert der lothringische Flughafen Metz/Nancy Lorraine Passagiere. Im vergangenen Jahr waren es alleine 40.000.

Das ist das genaue Gegenteil von dem, was die Politik in Lothringen und auch der Wirtschafts- und Sozialrat versprochen hatten. Die Fachleute aus der Wirtschaft hatten vor zwei Jahren noch in einem Gutachten von den Möglichkeiten geschwärmt, die der Flughafen hätte. Der Regionalrat hat in vor drei Jahren aus der Geschäftsführung der Handelskammern übernommen und wollte alles besser machen. Jetzt mussten der Vizepräsident Patrick Abate und die Direktorin des Flughafens quasi weine Bankrotterklärung ihrer Politik verkünden, sahen die Entwicklung aber durchaus optimistisch. Denn: Für den Abschwung des Flughafens sind ihrer Meinung nach andere verantwortlich, nicht der Regionalrat.

Falschen Strukturentscheidungen

Der Verlust von 13 Prozent bei den Passagieren ist das genaue Gegenteil von dem dreiprozentigen Wachstum, das für 2013 geplant war. Die 238.000 Passagiere ordnen den Flughafen genau dort ein, wo er sich befindet: Auf dem Niveau eines Provinzflughafens. Sie sind das Niveau von 1995, fünf Jahre nach der Eröffnung des Flughafens. Während die Zahl der Passagiere bis 2005 auf 350.000 anstieg, brach sie danach zusammen. Der Flughafen leidet unter falschen Strukturentscheidungen. Mit der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitslinie TGV Est von Straßburg nach Paris und dem Bahnhof Lorraine TGV stellte Air France den Flug nach Paris ein. Der Flughafen verlor fast die Hälfte seiner Passagiere. Anders als der Flughafen Luxemburg, der mit der TGV-Strecke nach Paris den Flug ebenfalls verlor, verfügt Metz/Nancy Lorraine weder über das entsprechende Hinterland, noch über die wirtschaftliche Diversifikation, die den Verlust hätten auffangen und eine neue Struktur über neue Strecken hätten aufbauen können. Überdies gelang es dem damaligen Präsidenten es Regionalrates, Gérard Longuet, nicht, den Flughafen mit der TGV Strecke zu verbinden und damit eine neue Attraktivität herzustellen. Flughafen und Bahnhof sind zwar in Sichtweite aber doch zu weit voneinander entfernt, um Synergien herzustellen.

In Lothringen träumt man von der Entwicklung des Flughafens und will in einem Fünfjahresplan 50 Millionen Euro investieren. Als vor drei Jahren der Regionalrat den Flughafen übernahm, verband er das mit Kritik an der Geschäftsführung der Handelskammern. Der Flughafen sei verwaltet aber nicht entwickelt worden, hatte Abate kritisiert, der nun einen Absturz verkündet. Vor drei jahren wies der Flughafen noch 280.000 Passagiere auf. Wenig erfolgreich sind die Zahlen auch für die Direktorin Francoise Herment. Die ehemalige Chefin der Kommunikation des Regionalrates war nach der Übernahme des Flughafens durch den Regionalrat zur neuen Direktorin ernannt worden. Sie tröstet sich nun damit dass der Flughafen ein hohes Niveau an Dienstleistung aufweise und einer von fünfen in Frankreich sei, der sich der Umwelt verschrieben habe.

Metz/Nancy Lorraine hatte versucht, sich mit Urlaubsflügen in die nordafrikanischen Länder zu positionieren. Mit dem arabischen Frühling brach die Strategie zusammen. Alleine nach Ägypten gab es 19 Prozent weniger Passagiere. Flüge nach Djerba und Maramara sind eingestellt worden. Nach Djerba kann der Flughafen mit der luxemburgischen Luxair Tours und Luxair nicht mithalten. Auch die Low Cost Strategie nach Nantes und Italien zogen nicht.

Nischenflughafen

Vom 24. Dezember an will nun die belgische Low Cost Gesellschaft Jetairfly das marokkanische Ziel Casablanca anfliegen. Die Fluggesellschaft glaubt, 20.000 Passagiere im kommenden Jahr befördern zu können. Metz/Nancy Lorraine setzt weiter auf Nordafrika. Flüge nach Algier sollen im kommenden Jahr ausgeweitet werden. Metz/Nancy Lorraine entwickelt sich so zum Nischenflughafen für die nordafrikanische Bevölkerung in Lothringen und bietet sich nebenbei noch als Zubringerflughafen für Lyon mit kleinen Twinairflugzeugen an.

Der Gedanke, die Fracht auszubauen, hat sich nicht entwickelt. DHL hatte sich in den 90er Jahren für Lothringen entschieden, war aber auf entschiedene Ablehnung gestoßen, unter anderem durch Straßenblockaden und Streiks behindert worden. Jetzt soll Belly Fracht, die in den Frachtraum von Passagierflugzeugen geladen wird, die neue Chance sein. Nicht erfüllt hat sich schließlich auch die Idee , rund um den Flughafen ein Gewerbegebiet einzurichten.

Drei Jahre nach der Übernahme des Flughafens durch die Region Lothringen hat sich nichts von dem erfüllt, was als Geschäftspolitik angekündigt worden war. Francoise Herment gibt zu, dass man sicher bei den Passagierzahlen oder bei den Destinationen hätte besser sein können. Aber man käme in kleinen Schritten voran. . .