„Der Armeechef ist ein Entführer“

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Die Familie des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi will Armeechef Abdel Fattah al-Sisi wegen "Entführung" vor Gericht stellen lassen. Bei Unruhen starben mindestens zwei Menschen.

Es würden „rechtliche Maßnahmen auf lokaler und internationaler Ebene“ gegen „den Führer des blutigen Militärputsches“ unternommen, sagte Mursis Tochter Schaimaa am Montag in Kairo. Die EU-Außenminister forderten die Freilassung des gestürzten Präsidenten, den Rückzug des Militärs aus der Politik und schnelle Neuwahlen.

Armeechef Al-Sisi und die Militärführung würden für die Gesundheit und Sicherheit ihres Vaters verantwortlich gemacht, sagte Schaimaa Mursi. Ihr Bruder Usama Mursi sagte, kein Familienmitglied habe Kontakt mit seinem Vater seit dessen Sturz am 3. Juli gehabt. Mursi wird seit seiner Entmachtung an einem geheimen Ort festgehalten. Nach Angaben des Militärs befindet er sich an einem „sicheren Ort“ und wird gut behandelt. Aus Justizkreisen verlautete, er sei am 14. Juli zu seiner Flucht aus einem Gefängnis im Januar 2011 befragt worden.

EU fordert schnelle Neuwahlen

Die EU-Außenminister forderten am Montag die Freilassung Mursis und schnelle Neuwahlen in Ägypten. Zu den wichtigsten Aufgaben zähle nun neben einem Ende der politisch motivierten Festnahmen auch die Freilassung aller politischen Gefangenen, inklusive Mursis, hieß es in einer Stellungnahme. „Die Streitkräfte dürfen keine politische Rolle in einer Demokratie spielen“, betonten die EU-Außenminister, die sich „tief besorgt“ über die Lage in dem nordafrikanischen Krisenland zeigten.

Am Montagabend sollte Übergangspräsident Adli Mansur anlässlich des Jahrestags der Beseitigung der Monarchie 1952 durch die Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser eine Rede halten. Die Übergangsregierung lud die Öffentlichkeit ein, Anträge zur Änderungen der umstrittenen Verfassung einzubringen, die im Dezember von einer durch die Islamisten dominierte Versammlung verabschiedet worden war. Die Regierung und die Expertenkommission für die Überarbeitung der Verfassung waren am Sonntag erstmals zusammengekommen.

Proteste gehen weiter

Die Anhänger Mursis setzten unterdessen ihre Proteste in Kairo fort. Mehrere hundert seiner Unterstützer versammelten sich vor dem Sitz der Staatsanwaltschaft, während hunderte weitere nahe des Verteidigungsministeriums zusammenkamen, um gegen die Tötung von drei Demonstranten in Mansura am Freitag zu protestieren. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sind am Montag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mindestens zwei Menschen getötet worden. Weitere 16 Menschen seien bei den Auseinandersetzungen auf dem Tahrir-Platz verletzt worden, berichteten staatliche ägyptische Medien weiter.

Zu den Ausschreitungen kam es nach Angaben der Zeitung „Al-Ahram“, als sich eine Gruppe von Mursi-Anhängern dem Tahrir-Platz näherte, auf dem Gegner des gestürzten Präsidenten demonstrierten. Die Protestierer gingen mit Messern, Stöcken und Steinen aufeinander los, wie Medien und Augenzeugen berichteten. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben. Auf einem Online-Video waren mehrere Bewaffnete zu sehen, die das Feuer auf die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz eröffneten.

Auf der Sinai-Halbinsel wurden derweil fünf Polizisten bei einem Angriff in Refah verletzt. Seit dem Sturz Mursis hat die Gewalt in der Region deutlich zugenommen.