/ Das "verschwiegene Großherzogtum"

(AP)
Prominentester Fall ist bislang der in Deutschland geborene Ex Playboy Gunter Sachs. Der Industriellenerbe hinterzog offenbar Steuern im grossen Stil: Sein Vermögen soll Sachs vor seinem Selbstmord 2011 in Firmen und Trusts auf den Cookinseln, in Panama, auf den britischen Jungferninseln und in Luxemburg versteckt haben. Dabei handelt es sich um die Firmen Sunrise Water S.à.r.l., K-Buchs S.à.r.l., K-Berg S.à.r.l. und K-Erlen S.à.r.l.. So schreibt die Süddeutsche: „Gunter Sachs hielt Anteile an vier Firmen, die zwischen 2003 und 2008 in den Steueroasen Britische Jungferninseln, Jersey und Luxemburg gegründet wurden.
2008 legte er sie dann alle ins selbe Nest, ins verschwiegene Großherzogtum Luxemburg,“ schreibt die Sueddeutsche Zeitung am Donnerstag. Seine Nachlassverwalter bestreiten dies und versichern, die betroffenen Firmen seien den Steuerbehörden „schon zu Lebzeiten von Herrn Sachs“ offengelegt worden.
Unter Druck
Die Enthüllungen sind ein enormer Schlag für das europäische Private Banking – Fachleute vergleichen das spektakuläre Informationsleck bereits mit dem Fall der Steuer-CDs, die vor einiger Zeit Luxemburg, Liechtenstein und die Schweiz unter Druck gebracht hatten. „Ich habe noch nie so etwas gesehen. Die geheime Welt ist öffentlich geworden“, sagte der kanadische Rechtsprofessor und Steuerexperte Arthur Cockfield gegenüber Spiegel Online.
Eine anonyme Quelle hatte vor mehr als einem Jahr vertrauliche Unterlagen von insgesamt 130.000 Personen aus über 170 Ländern einem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington übergeben. Darin sind Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure aufgelistet, die ihre Vermögen in insgesamt zehn Steueroasen versteckten, darunter Luxemburg.
Hollande in der Bredouille
Von diesem Donnerstag an präsentierten Medien aus insgesamt 46 Ländern erste Ergebnisse der Daten-Analysen. In Deutschland seien sie exklusiv der SZ und dem NDR zur Verfügung gestellt worden, in Belgien „Le Soir“ und in Frankreich „Le Monde“.
Nach dem Schwarzgeldskandal seines früheren Haushaltsministers bringen Offshore-Geschäfte seines Wahlkampfschatzmeisters den französischen Präsidenten François Hollande in die Bredouille. „Le Monde“ berichtete am Donnerstag in ihrer Online-Ausgabe, dass Jean-Jacques Augier Aktien an zwei Briefkastenfirmen auf den Cayman-Inseln in der Karibik besitzt. „Le Monde“ beruft sich auf Dateien, die die Zeitung wie auch die „Süddeutsche“ aus den USA zugespielt bekam.
„Nichts ist illegal“
Die erste Firma International Bookstores LimitedTOP/ sei 2005 von Augier über eine Finanzholding zusammen mit anderen Aktionären gegründet worden, schrieb das Blatt. Der 59-jährige ehemalige Finanzinspektor bestätigte den Bericht. Er habe aber kein Konto auf den Cayman-Inseln eröffnet, die als Steuerparadies gelten, und auch nicht persönlich direkt in die beiden Firmen investiert. Augier handelte über die Finanzholding Eurane, über die er auch alle seine Geschäfte in China abwickelt. Die Investition auf den Cayman-Inseln tauche in der Bilanz von Eurane auf. „Nichts ist illegal“, sagte Augier „Le Monde“. Der Geschäftsmann hatte 2004 einen Teil seines Vermögens in China investiert, um dort Buchläden nach westlichem Vorbild aufzuziehen. Augier ist ein Vertrauer Hollandes, mit dem er zusammen studierte und dessen Schatzmeister er im Wahlkampf 2012 war.
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