Das Mädchen mit der Bombe im Nacken

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Am helllichten Tag überfällt ein Unbekannter ein Mädchen in einem Nobelvorort von Sydney und bindet einen Sprengsatz an dessen Kopf. Eine Attrappe, wie sich Stunden später herausstellt. Falscher Alarm oder raffinierte Erpressung?

Die Pulvers aus Sydney sind eine schrecklich nette Familie: Bill Pulver ist erfolgreicher Unternehmer, seine drei Söhne besuchen die Sydney Church of England Grammar School, Tochter Madeleine lernt an der Wenona High School, Mutter Belinda kümmert sich um die großzügige Villa in Mosman, wo die Bessergestellten wohnen.

Am 3. August gegen 14.30 Uhr wird das Vorstadtidyll jäh gestört: Madeleine ist allein zu Hause, ein Maskierter dringt in das Anwesen ein, greift sich die 18-Jährige und befestigt eine Bombe an ihrem Kopf. Dann flieht er. Er hinterlässt umfangreiche Instruktionen und Forderungen. Und ein ratloses Land.

„Ein sehr ernster Erpressungsversuch“

Als eine Polizeipatrouille in der Burrawong Avenue eintrifft, findet sie eine „verzweifelte junge Lady mit einem Bastel-Sprengsatz am Körper“. Eine Beamtin habe es auf sich genommen, bei Madeleine zu bleiben, während ihr Kollege Unterstützung anforderte und die Nachbarschaft evakuierte. „Wir behandeln dies als Erpressungsversuch – ein sehr ernster Erpressungsversuch“, sagte ein Polizeisprecher. Dramatische Stunden in einem friedlichen Vorort.

Die junge Polizistin, die „Maddy“ in diesen schweren Stunden Mut macht, handelt offenbar spontan: „Sie trug keine Schutzkleidung und keine Ausrüstung. Sie wurde nicht darauf trainiert, zu vermitteln. Sie hat selbst entschieden, bei Madeleine zu bleiben.“ Am Nachmittag des 3. August wurden zwei Heldinnen geboren.

Schwierige „Entschärfung“

Wenig später untersuchen Einsatzkräfte das Nobelviertel, Autos, Blumenbeete. Während in der Villa Bombenexperten den Sprengsatz studieren. Eiligst schaffen sie ein Röntgengerät heran. Doch die Spezialisten finden nicht heraus, wie es funktioniert. Derweil sitzt Madeleine, die Bombe im Nacken, stundenlang in ein und derselben Position in einem kalten Raum. Die Eltern sind außer sich. Was passiert mit uns? Warum wir?

Erst zehn Stunden später gelingt es Spezialisten des britischen Militärs und der australischen Bundespolizei, die Bombe vom Madeleines Kopf zu entfernen – und stellen fest, dass es eine „sorgfältig konstruierte Attrappe“ ist. Falscher Alarm oder eine raffinierte Finte? Noch hat die Polizei keinen Hinweis auf den Täter mit der Sturmhaube. Sie hofft, aus seinen Anweisungen Rückschlüsse ziehen zu können.

Madeleine braucht Ruhe – wegen Examen

Familie Pulver, „außerordentlich stolz“ auf ihre Madeleine, bittet derweil inständig, ihre tapfere Tochter in Ruhe zu lassen: Sie stehe kurz vor dem Examen und müsse für die Prüfungen lernen. Schrecklich nett!