Das dunk!-Festival in Belgien

Das dunk!-Festival in Belgien
(Davy de Pauw/Facebook)

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Am Donnerstag hat die Festival-Saison definitiv begonnen: Das kleine belgische "dunk!"-Festival – so benannt, da es vor 12 Jahren gegründet wurde, um Geld für die lokale Basketballmannschaft zu sammeln – hat sie eröffnet. Eine der sechs Bands, die auf der Main Stage auftraten, war Mutiny On The Bounty aus Luxemburg.

Wie jedes Jahr erwachen ab Mai die kleinen belgischen Dörfer aus dem Winterschlaf. Hinter den Fenstern der Häuser aus rotem Ziegelstein beobachtet ein älterer Herr die Pilger aus allen Alterskategorien, die durch Zottegem ziehen, und die Autos, die unsicher nach willkürlich aufgehängten Wegweisern suchen.

Das dunk!-Festival ist innerhalb von zehn Jahren eine Institution für Post-, Math-, und Noiserock geworden. Also genau das Musikgenre, in dem Mutiny On The Bounty sich einen internationalen Namen gemacht haben. „Wir sollten eigentlich letztes Jahr schon dort spielen. Daraus wurde aber aus persönlichen Gründen nichts und wir mussten absagen. Die Organisatoren haben uns dann kurz darauf aber gefragt, ob wir nicht dieses Jahr dabei sein möchten“, erklärte Schlagzeuger Sacha Hanlet. „Ich freue mich hauptsächlich auf pg.lost und Emma Ruth Rundle. Beide habe ich noch nie live erlebt“, fügte er hinzu.

Energiegeballt und laut

Nach dem energiegeballten Set von Mutiny On The Bounty, das bei den Zuschauern auf Begeisterung stieß, konnten die Schweden von pg.lost nur zum Teil überzeugen, da sie zu wenig Material vom neuen, ausgezeichneten Album „Versus“ gespielt und die Hälfte des Sets den ausgedehnten, etwas zu banalen Tracks früherer Platten gewidmet hatten. Die Tracks von „Versus“ waren allerdings auch in ihrem Live-Gewand ein Genuss.

Emma Ruth Rundle und Terraformer lieferten lauten Postrock, der immer wieder mit Metal- oder Stonerriffs aufwartete; die Swans – eine Noise-Rock-Institution – bedröhnten den Zuschauer während zweieinhalb Stunden mit monotonen Riffs und waren vor allem unheimlich laut. Die Grenzen zwischen Konzert, Ritual und Messe verschmolzen hier auf eine bizarre Art und Weise, die Hälfte der Band kaute stoisch und halb abwesend auf einem Kaugummi herum, während Sänger Michael Gira wie ein besessener Schamane mit den Ärmeln durch die Luft fuchtelte. Was der Mann so im Alltag raucht, würde man schon gerne wissen.

„Für Geld machen wir das hier nicht“

Auf dem Stand des deutschen Labels Kapitän Platte lagen Lesezeichen von Claudine Muno herum, man informierte uns über das baldige Erscheinen ihrer neuen Monophona-Platte. Die sympathischen Deutschen zeigten sich begeistert vom Talent der Luxemburgerin, die sie als „sehr schüchtern“ bezeichneten.

Organisator Wout Lievet erklärte uns, dass es mittlerweile sogar jedes Jahr eine amerikanische Version des Festivals geben soll. „Für Geld machen wir das hier nicht. Wir haben schnell rausgefunden, dass man mit einem Postrock-Festival kaum Gewinn machen kann. Aber wir tun’s trotzdem jedes Jahr. Und mit der amerikanischen Version sogar zweimal.“ Am ersten Abend sind zwar schon so einige Besucher vor Ort, die meisten werden es allerdings erst fürs Wochenende schaffen – um dann in den Genuss solcher Genre-Größen wie And So I Watch You From Afar oder God Is An Astronaut zu kommen.

Einen ausführlichen Bericht und ein Interview mit Mutiny On The Bounty können Sie Anfang nächster Woche im Tageblatt lesen.