/ Chinesischer Käufer sieht große Probleme

(Harald Tittel)
Der Käufer des defizitären Flughafens Hahn, die chinesische HNA Airport Group, lässt den Abbau von Arbeitsplätzen offen. „Wir tragen hier ein sehr hohes wirtschaftliches Risiko“, sagte der Sprecher der HNA-Gruppe, Christoph Goetzmann, am Mittwoch vor drei Landtagsausschüssen in Mainz. „Wir geben aber auch keine Zusicherung für die Arbeitsplätze ab, weil wir das doch gar nicht können.“ Rund 2000 Arbeitsplätze hängen direkt am früheren US-Fliegerhorst im Hunsrück. Einige Experten sehen Risiken im Zuge des Verkaufes.
Rheinland-Pfalz hatte seinen Anteil von 82,5 Prozent Anfang März an die HNA Airport Group – einer Tochter des HNA-Konzerns – verkauft. Der Mainzer Landtag muss noch zustimmen und die EU-Kommission hat Beihilfefragen zu prüfen. Der erste Verkauf an die chinesische, weithin unbekannte Firma SYT war 2016 wegen mutmaßlichen Betrugs gescheitert. Hessen hatte den Verkauf seiner 17,5 Prozent an eine Tochter der pfälzischen Firma ADC GmbH wegen eines Gesellschafterwechsels verschoben.
„Ein Unternehmen, das saniert und restrukturiert werden muss“
Der HNA-Sprecher bezifferte den Rückstau von Investitionen am Airport auf bis zu 75 Millionen Euro. Der Flughafen sei „ein Unternehmen, das saniert und restrukturiert werden muss, um zukünftig zu überleben“. Er ließ gar offen, ob Billigflieger Ryanair – bisher Platzhirsch – dort bleiben wird. „Es gibt keine Garantie, dass eine Ryanair in Zukunft ab dem Flughafen Hahn noch fliegt.“ Gespräche zur Fortführung des Standorts seien aber geplant. Ryanair fliegt auch von Frankfurt, Luxemburg und Köln/Bonn.
HNA will den Airport Hahn ausbauen. „Es ist unser Ziel, den Flughafenbetrieb weiter fortzuführen“, sagte Goetzmann. Die Lage mitten in Europa sei eine Chance. HNA plane pro Woche je drei Passagier- und Frachtflüge zusätzlich von und nach China. Den Luftfahrtkonzern HNA nannte Goetzmann einen verlässlichen Partner.
15 Millionen Euro
Der HNA Airport Group gehörten 13 Flughäfen. Sie zahlt rund 15 Millionen Euro für den Airport Hahn, muss aber ein Landesdarlehen zurückzahlen. „Das ist er nicht wert, das muss man deutlich sagen“, betonte der HNA-Sprecher.
Auf das Land könnten bis 2024 bis zu 75 Millionen Euro an Subventionen und Sicherheitskosten zukommen. Die CDU-Opposition befürchtet Rechtsunsicherheit mit dem Verkauf, auch die AfD sieht Risiken. Der Frankfurter Anwalt Hans von Gehlen vermisst eine Absicherung zur Erfüllung von Pflichten durch die Investoren nach Vertragsabschluss. Steuerberater Werner Burkhart aus Dannstadt zeigte sich noch kritischer: „Das Land Rheinland-Pfalz gibt praktisch alle Handlungsoptionen aus der Hand und zahlt immense Summen an den Käufer.“ Der Koblenzer Wirtschaftsprüfer Günter Hilger kritisierte, wegen fehlender oder geschwärzter Daten sei er nicht in der Lage, den Geschäftsplan von HNA zu bewerten.
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