Chinesischer Dissident sorgt für Aufregung

Chinesischer Dissident sorgt für Aufregung

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der aus dem Hausarrest geflohene, blinde Menschenrechtsaktivist Chen Guangcheng ist laut Freunden an einem sicheren Ort. Nun verdichten sich die Hinweise, dass dies die US-Botschaft in Peking ist.

Nach der spektakulären Flucht des blinden chinesischen Dissidenten Chen Guangcheng aus seinem Hausarrest haben Menschenrechtler am Samstag über mögliche Verhandlungen zwischen Peking und Washington spekuliert. Sie gehen weiter davon aus, dass Chen Zuflucht in der US-Botschaft in Peking gesucht hat. „Dies ist ein Angelpunkt der amerikanischen Menschenrechts-Diplomatie“, schrieb Bob Fu, Vorsitzender der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation ChinaAid, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Nach seiner Darstellung werde bereits fieberhaft über die Zukunft des Bürgerrechtlers verhandelt.

„Er will im Land bleiben und kämpfen“, sagte der Aktivist Hu Jia am Samstag in Peking der Nachrichtenagentur dpa. Eine Ausreise Chens in die USA schloss der Menschenrechtler aus: „Er hat nie über den Status eines politischen Flüchtlings gesprochen.“

Entkommen

Freunde Chens hatten am Freitag mitgeteilt, dass der 40 Jahre alte Bürgerrechtler seinen Bewachern im Dorf Dongshigu in der ostchinesischen Provinz Shandong entkommen und nach Peking gebracht worden sei. Nach offiziell nicht bestätigten Berichten soll er dort die US-Botschaft aufgesucht haben. Die US-Regierung lehnte es ab, sich zum Verbleib Chens zu äußern. Die „New York Times“ berichtete am Samstag unter Berufung auf Quellen im chinesischen Ministerium für Staatssicherheit, dass sich der Dissident tatsächlich auf dem Gelände der diplomatischen Vertretung der USA in Peking aufhalte.

Der Bürgerrechtler hatte sich seit Ende der 90er Jahre mit seinem Einsatz für Opfer von Machtwillkür einen Namen gemacht. Als Jurist half er auch Opfern von Zwangsabtreibungen in der Stadt Linyi und war den Behörden deshalb ein Dorn im Auge. 2005 wurde er zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Seit Ablauf einer Haftstrafe im September 2010 waren Chen und seine Frau in seinem Haus festgehalten worden.