China-Abenteuer beunruhigt

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Bei Cargolux Luxemburg bildet sich Widerstand gegen ein geplantes Gemeinschaftsunternehmen in China. Die neue Firma würde Cargolux-eigene Strecken bedienen.

Die mögliche Bildung einer neuen Frachtfluggesellschaft mit dem neuen Aktionär HNCA war bereits im Dezember 2013 vereinbart worden. Nun nimmt das Projekt Cargolux China konkrete Züge an. Die Autoren der Machtbarkeitsstudie raten dazu. Doch die Argumente überzeugen die Belegschaftsvertreter im Gemischten Betriebsausschuss nicht. Sie haben ein negatives Gutachten abgegeben. Der Verwaltungsrat von Cargolux trifft sich am 23. Februar.

Cargolux Italia

Njet, sagen die Personalvertreter auch dem Transfer von drei zusätzlichen Cargolux Maschinen von Luxemburg nach Mailand. Dort ist die Tochtergesellschaft Cargolux Italia aktiv. Das einzige Argument der Direktion seien die angeblich niedrigeren Betriebskosten dort. Die Gewerkschaften befürchten Nachteile für den Luxemburger Standort. Mit den drei weiteren neuen Maschinen würde die Flotte von Cargolux Italia fünf Maschinen zählen.

Cargolux Luxemburg wäre mit 25 Prozent Anteilen an Cargolux China beteiligt, so die aktuellen Pläne. HNCA wäre mit 35 Prozent dabei. 16 Prozent sollen an eine anderen chinesischen Investor gehen, 24 Prozent an einen Luxemburger oder europäischen Anleger. Wer die anderen Aktionäre sein sollen, ist derzeit nicht bekannt. Auch das beunruhigt die Belegschaftsvertreter. Nicht mit ins Boot steigen wird der Luxemburger Staat. Das hatte Nachhaltigkeitsminister François Bausch („déi Gréng“) bereits in der Vergangenheit geklärt.

55 Millionen Dollar

Während HNCA mit 35 Prozent bei Cargolux Luxemburg über eine Sperrminorität verfügt, wird derlei Recht Cargolux bei der neuen Firma nicht eingeräumt, bedauert OGBL-Verhandlungssekretär Hubert Hollerich. Cargolux soll 55 Millionen US-Dollar für seine 25 Prozent Anteile bezahlen. Die chinesischen Behörden haben ihrerseits 810 Millionen Dollar Subventionen versprochen, Mittel ohne die das Projekt nicht umgesetzt werden kann, heißt es. Doch Garantien dafür gebe es keine, bedauern die Belegschaftsvertreter. Es handle sich nur um Absichtserklärungen. Es wäre unverantwortlich, 55 Millionen ohne feste Zusicherungen zu investieren, so Hollerich. Zumal es sich dabei hauptsächlich um öffentliche Gelder handelt, da die Cargolux zu 65 Prozent dem Staat und parastaatlichen Einrichtungen gehört.

Eine weiterer Grund für die negative Einstellung zu Cargolux China sind die geplanten Einsatzgebiete. Die neue Gesellschaft würde Nord- und Südamerika und Afrika anfliegen. Routen, die derzeit von Cargolux Luxemburg bedient werden. Die Rede ist von betriebsinterner Konkurrenz. Hinzu kommt, dass die positiven Auswirkungen für das Logistik-Zentrum in Luxemburg gleich Null sind. Das Gegenteil wäre der Fall. Cargolux Luxemburg soll die neue Gesellschaft mit Knowhow und Fachpersonal unterstützen. Und nicht vergessen, das neue Wartungszentrum, das in Zhengzou errichtet werden, erinnert Hollerich.

Auf konkrete Fragen nach einer möglichen Delokalisierung von Tätigkeiten aus Luxemburg nach China hätten die Experten der Beraterfirma Roland Berger keine schlüssigen Antworten gehabt, so Hollerich. Das trägt keinesfalls dazu bei, die Gemüter zu beruhigen.