„Cattenom stellt für uns Risiko dar“

„Cattenom stellt für uns Risiko dar“
(Pierre HECKLER)

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Auch wenn Frankreich seine Atomkraftwerke sicherer machen will, sieht die Luxemburger Regierung bei Cattenom ein nicht zu akzeptierendes Risiko.

Die atomare Gefahr ist jetzt auch in der Luxemburger Politik greifbar geworden: „Aus unserer Sicht sind wichtige Mängel des Stresstests, auf die wir die französischen Behörden hingewiesen haben, nicht hinreichend in die Empfehlungen der französischen Expertengruppen eingeflossen“, heißt es am Freitagmorgen aus dem Gesundheitsministerium.

So hätten zum Beispiel im Test die Folgen eines Flugzeugabsturzes keine Rolle gespielt. Außerdem sei keine Not-Steuerstelle vorgesehen, die schweren Erdbeben standhalten könnte. Wichtige Notstrom-Aggregate wolle die Betreiberin Életricité de France (EDF) zwar nachrüsten, setze dafür aber viel zu lange Fristen.

„Ein Riskio“

Das Atomkraftwerk Cattenom stellt ein von uns nicht akzeptiertes Risiko dar, heißt es aus dem Gesundheitsministerium weiter.

Cattenom ist nur wenige Kilometer Luftlinie von den Grenze zu Luxemburg entfernt. Bei einer Inspektion hatte die französische Atomaufsicht Mängel entdeckt, darunter Rost an Teilen, Mängel bei der Notstromversorgung sowie Defizite im Kühlungssystem und bei der Erdbebensicherheit. Bis Jahresende ist ein „Stresstest“ des Meilers geplant. Die endgültige Entscheidung zu den Mängel wird die französische Regierung „demnächst“ treffen.

„Harter Kern“

Vom 8. bis 10. November beriet sich die von der französischen Aufsichtsbehörde ASN in die Bewertung des Stresstests einbezogenen verschiedenen Expertengruppen über die vom Betreiber EDF vorgelegten Berichte. Zusammen mit Vertretern aus Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland nahm auch der gemeinsam beauftragte Experte Dieter Majer an der Sitzung der Expertengruppe teil. Am 17.November veröffentlichten sie ihre Empfehlungen.

Darin werden unter anderem Anpassungen der Regelwerke in Bezug auf die Ereignisse in Fukushima festgelegt. Zentraler Punkt ist die Schaffung eines „harten Kerns“ von Systemen wie beispielsweise Stromversorgungen und Kühleinrichtungen, der auch extreme Situationen wie Naturkatastrophen überstehen kann. Diese Systeme sollen schwere Unfälle wie den in Fukushima verhindern oder zumindest seine Auswirkungen auf die Umwelt begrenzen. Diese Empfehlungen der Expertengruppen gehen über die vom Betreiber EDF bereits vorgeschlagenen Maßnahmen
hinaus.

In dem Atomkraftwerk Cattenom kam es seit der Inbetriebnahme 1986 bislang zu rund 700 Störfällen. So wurden 2003 radioaktiv belastete Ableitungen in der Mosel festgestellt.