Busfahrer war im Nebenjob unterwegs

Busfahrer war im Nebenjob unterwegs
(dpa)

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Angeblich hat der Busfahrer seine Fahrt ins Wallis nur so nebenbei gemacht. Und: Das Rätseln nach der Ursache des schweren Busunglücks geht weiter.

Der verunglückte 34-jährige belgische Busfahrer habe 100 Prozent für die öffentliche flämische Busgesellschaft De Lijn gearbeitet, sagte eine De-Lijn-Sprecherin am Freitag. Sein Einsatz für Toptours, deren Bus verunfallte, sei folglich ein Nebenjob gewesen. Während seiner ersten vier Jahre bei De Lijn habe er als Fahrer gearbeitet, weitere vier Jahre als Kontrolleur und zeitweise auch als Fahrdienstleiter. Wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete, hat der Mann ab dem 8. März frei genommen, um den Bus mit den belgischen Schulkindern von der Schweiz nach Belgien zu fahren.

Er sei – ob als Fahrer, Kontrolleur oder Dienstleiter – als sehr kompetent geschätzt worden, sagte die De-Lijn-Sprecherin. Die Kollegen des Verunglückten seien sehr betroffen.Die Ursache des schweren Busunfalls bei Siders blieb am Freitag unklar. Fest steht, dass der Chauffeur keine Herzprobleme, kein Alkohol im Blut hatte und auch nicht zu schnell gefahren ist.

Laut dem Untersuchungsrichter Olivier Elsig gab es bis zur Stunde zudem keinen einzigen Zeugen, der gesehen hätte, dass der Chauffeur mit einer DVD hantierte.

Tunnelkonstruktion kommt auf den Prüfstand

In der Schweiz gingen die Untersuchungen der Unglücksursache weiter. Es würden drei Pfade verfolgt, sagte Olivier Elsig, Staatsanwalt im Kanton Wallis. Ein technisches Problem mit dem Bus, eine plötzliche Erkrankung des Fahrers oder ein Fahrfehler. Die Schweizer Strassenverkehrsbehörden untersuchten überdies die Tunnelkonstruktion.

Der Bus war an einer Mauer am Ende einer Nothaltebucht zerschellt, die im rechten Winkel zur Fahrtrichtung steht. „Im Prinzip kann man den Winkel abflachen oder mit Bollern absichern“, sagte Behördensprecher Michael Müller der Nachrichtenagentur AP. „So ein schweres Unglück muss immer Anlass geben, die Umstände zu analysieren.“ Allerdings könnten bauliche Eingriffe auch neue Gefahren für andere Fahrzeuge wie Autos oder Motorräder bringen. Vom ADAC war der Tunnel als sicher eingestuft worden.

Fast alle Kinder in der Heimat

Innerhalb von 48 Stunden seien alle Todesopfer identifiziert worden, sagte Elsig weiter. Am Freitag um 8.50 Uhr wurden sie mit zwei Flugzeugen der belgischen Luftwaffe repatriiert.

Es sei ein Tag der Trauer für Belgien, sagte der Walliser Polizeikommandant Christian Varone vor den Medien. Die meisten Kinder seien unterdessen nach Hause zurückgekehrt, zum Teil mit Hilfe der Rega.

Tag der Trauer für Belgien

Die Flaggen auf halbmast, die Züge im Bahnhof, eine Schweigeminute auf öffentlichen Plätzen, in Schulen, Behörden, Fabriken und dem Parlament: Belgien hat am Freitag der 28 Todesopfer des schweren Busunglücks in der Schweiz gedacht. Zum ersten Mal seit dem Tod von König Baudouin 1993 rief die Regierung einen nationalen Trauertag aus.

Um 11.00 Uhr hielt das ganze Land für eine Minute inne. Die Züge und Busse und verharrten an den Haltestellen. Anschliessend heulten die Sirenen in den Gemeinden, die Martinshörner der Rettungswagen ertönten. Die Kirchenglocken läuteten. Kinder vor der Sint-Lambertus-Schule in Herverlee bei Löwen, auf die sieben der ums Leben gekommenen Kinder gingen, liessen Hunderte weisse Luftballons in den Himmel steigen. Auch vor der zweiten betroffenen Schule in Lommel legten Angehörige, Klassenkameraden und Bürger wieder Blumen und Kerzen nieder und versuchten sich gegenseitig Trost zu spenden.