/ "Bunt, laut, aber friedlich"

(AFP)
Die Organisatoren des Blockupy-Bündnisses haben sich von der Gewalt bei den Protesten gegen die offizielle Eröffnung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main distanziert. Er sei „sehr betrübt“, sagte der hessische Linken-Abgeordnete Ulrich Wilken am Mittwoch vor Journalisten. Die Organisatoren hätten sich im Bündnis den Mittwochmorgen „ganz anders vorgestellt“ und wollten nun alle Kraft daran setzen, dass die weiteren Demonstrationen am Mittwochnachmittag „bunt, laut, aber friedlich“ verliefen.
Wilken sagte zugleich, er habe „großes Verständnis für Wut und Empörung“ der Menschen, die von einer Verelendungspolitik in Europa betroffen seien. Mitorganisator Christoph Kleine kritisierte das Vorgehen der Polizei in Frankfurt scharf. Es habe eine „massive Polizeibrutalität“ gegeben.
Nach Schätzungen von Blockupy hätten am Mittwochmorgen etwa 6000 Menschen an den Protesten teilgenommen. Bei heftigen Zusammenstößen rund um die Eröffnung des neuen EZB-Gebäudes wurden nach Angaben der Polizei mindestens 88 Beamte verletzt, Aktivisten der kapitalismuskritischen Blockupy-Bewegung berichteten von zahlreichen Verletzten auch in ihren Reihen. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Schlagstöcke ein. Demonstranten warfen Pflastersteine und Böller gegen Wasserwerfer. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Die Polizei setzte rund 350 Aktivisten in der Innenstadt fest. Sie sollen Straftaten begangen und randaliert haben.
„Atmosphäre ist aggressiv“
„Die Atmosphäre ist aggressiv“, sagte Polizeisprecherin Claudia Rogalski am Morgen. Im Frankfurter Ostend, wo die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Sitz hat, gab es kaum eine Straßenkreuzung, an der nicht Mülltonnen, Autoreifen oder Fahrzeuge brannten. Demonstranten versuchten, das weiträumig abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen, wurden aber von der Polizei gestoppt. Rauchschwaden zogen über das Mainufer, in der Luft lag der beißende Geruch von Tränengas.
#Frankfurt heute morgen um 8 Uhr. Bild von der Webcam Mainplaza. #Blockupy pic.twitter.com/lDDsKhfgPB
— Susanne Preuß (@supreuss) 18. März 2015
Ein Sprecher des Blockupy-Bündnisses berichtete, beim Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien viele Demonstranten verletzt worden. Rund um das EZB-Gelände waren Teams der Rettungssanitäter im Dauereinsatz.
Massiver Gewaltausbruch
Die Polizei war massiv gegen die Protestierer vorgegangen, nachdem im Umkreis des mit Polizeiabsperrungen und Nato-Draht aufwendig abgesicherten EZB-Geländes mehrere Brände gelegt worden waren. Aus der Menge der Demonstranten wurden Steine und Böller gegen Wasserwerfer geworfen.
Die Demonstranten seien in Gruppen unterwegs und bewegten sich rund um das weiträumig abgeriegelte EZB-Gelände, sagte Polizeisprecherin Rogalski. Sie hätten auch Feuerwehrwagen und Straßenbahnen mit Steinen attackiert. Die Feuerwehr sei am Löschen gehindert worden. Nach Angaben der Polizei brannten am Morgen mehr als ein halbes Dutzend Polizeiwagen.
Neue EZB-Zentrale
Am Vormittag wollte die EZB ihre neue Zentrale, in der seit mehreren Monaten gearbeitet wird, mit einem kleinen Festakt offiziell eröffnen. Die Blockupy-Bewegung hatte angekündigt, die Feier mit Blockaden und Aktionen des zivilen Ungehorsams verhindern zu wollen. Die Polizei rechnete im Tagesverlauf mit mindestens 10 000 Demonstranten. Am Nachmittag waren mehrere Demonstrationszüge geplant.
Vor dem EZB-Gelände hatte eine Mahnwache von Kapitalismusgegnern am Morgen zunächst ruhig begonnen. „Wir haben mit Gewalt gerechnet, wir haben ausreichend Kräfte im Einsatz“, sagte die Polizeisprecherin. „Dass es so schnell kommt – ich hätte auch gewünscht, dass es anders gekommen wäre.“
Ein dänischer Aktivist sagte: „Ich bin enttäuscht darüber, wie das läuft.“ Ein weiterer äußerte bereits am Morgen seine Enttäuschung über die Krawalle: „Kaum hat unser friedlicher Protest begonnen, ist auch schon alles kaputt.“ Das kapitalismuskritische Bündnis Blockupy hatte zuvor angekündigt, friedlich vor dem EZB-Bau zu demonstrieren.
Bei aller berechtigter Kritik an eskalierenden #Blockupy-Leuten – Solchen hier haben wir das Gewaltmonopol gegeben:
pic.twitter.com/j2xNHUNkR9„
— Aarkon (@Aarkon_Peng) 18. März 2015
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