Brüssel fordert mehr Anstrengungen

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Millionen Menschen erleiden in Europa jedes Jahr einen Unfall im Job, einige Tausend sterben. Die EU-Kommission pocht deshalb unter anderem auf bessere Kontrolle und gute Bedingungen für ältere Arbeitskräfte. In Luxemburg starben 2012 14 Menschen auf der Arbeit.

Zur Verbesserung der Arbeitssicherheit in Europa sollen die Staaten nach dem Willen der EU-Kommission noch enger zusammenarbeiten und sich stärker austauschen. Zudem müssten bestehende Gesetze besser durchgesetzt werden, forderte die Brüsseler Behörde am Freitag in ihrer neuen Strategie zu dem Thema bis zum Jahr 2020.

„Menschen haben das Recht zu arbeiten, ohne am Arbeitsplatz Risiken für Gesundheit und Sicherheit ausgesetzt zu sein“, sagte EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor. „Und dennoch werden jedes Jahr mehr als drei Millionen Arbeiter Opfer eines schweren Arbeitsunfalls in der EU und 4000 sterben bei Arbeitsunfällen.“

Neue Gefahren

Die neue Strategie soll die Umsetzung geltender Bestimmung verbessern, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Auch neue Herausforderungen und Gefahren müssten rechtzeitig angegangen werden, zudem gelte es, sich auf alternde Erwerbstätige einzustellen. Geld dafür soll aus bestehenden Töpfen kommen.

Andor sagte: „Arbeitsunfälle und -krankheiten kommen in allen Bereichen und Berufen vor, egal ob die Menschen am Schreibtisch sitzen, einen Laster fahren oder in einer Mine oder auf einer Baustelle arbeiten.“

Baustellen und Transportwesen

Die meisten tödlichen Unfälle gibt es laut Andor im Transportgewerbe und auf Baustellen. „Wir brauchen sichere Baustellen, sichere Baumethoden und deshalb müssen wir die bestehenden Praktiken weiterentwickeln“, sagte der EU-Arbeitsmarktkommissar. „Sehr oft geht es (aber) einfach um die Durchsetzung bestehender Regeln.“

Dazu schlägt die EU-Kommission unter anderem vor, dass die EU-Staaten die Arbeit ihrer Aufsichtsbehörden stärker im Blick behalten. Als mögliches Risiko sieht Andor übrigens auch Nanomaterialien – also winzig kleine Partikel, die zum Beispiel die Funktion von Sportkleidung oder Farben verbessern sollen. „Dies ist ein völlig neues Gebiet“, sagte Andor. „Wir müssen uns die Details und Risiken neuer Technologien genau anschauen.“

Über 25.000 Arbeitsunfälle pro Jahr

Die EU-Kommission basiert sich bei ihrer Analyse auf Zahlen von Eurostat und den nationalen statistischen Behörden sowie auf verschiedene EU-Studien, in denen Luxemburg manchmal jedoch nicht vertreten ist. In Luxemburg wurden laut Statec 2012 25.049 Arbeitsunfälle gezählt. 14 davon waren tödlich. 6.065 Unfälle passierten auf dem Arbeitsweg. Des Weiteren wurden 471 Fälle von Berufskrankheiten verzeichnet. 2000 war ein trauriges Rekordjahr für Luxemburg. Damals kam es zu 26.959 Arbeitsunfällen, darunter 32 mit tödlichem Ausgang.

Während die Zahl der Arbeitsunfälle in Großen und Ganzen stagniert, nimmt die Zahl der Berufskrankheiten zu. 1960 und 1970 wurden lediglich jeweils 48 Fälle gezählt, 1980 waren es schon 72. Seitdem steigt die Zahl der beruflich bedingten Krankheiten (Stress, Depressionen, Angstzustände …) in Luxemburg stetig an. Die Anzahl der Fehltage wegen psychischen Problemen steigt. Wie in vielen anderen EU-Staaten laufen Männer eher Gefahr Opfer eines Arbeitsunfalls zu werden als Frauen. Aber auch ältere Arbeiter weisen ein höheres Gesundheitsrisiko am Arbeitsplatz auf. In der Landwirtschaft, der Industrie und dem Handwerk passieren in Luxemburg die meisten schweren Unfälle, so der Statec.

Trotzdem sind einer rezenten EU-Studie zufolge die Luxemburger Beschäftigten mit ihrer Arbeit zufrieden. 86 Prozent der Befragten gaben an unter guten Bedingungen zu arbeiten. 82 Prozent sagten, ihr Arbeitspensum sei nicht zu hoch. Die Hälfte der Angestellten ist aber auch der Meinung oft unter Zeitdruck zu Arbeiten. Und 85 Prozent der Arbeitnehmer haben kein Problem damit Arbeitsleben und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Nur 12 Prozent sind Opfer von Mobbing.