Blutige Anschläge nach Obama-Besuch

Blutige Anschläge nach Obama-Besuch
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

US-Präsident Obama war angereist, um ein strategisches Abkommen mit Afghanistan zu unterzeichnen. Die Taliban lehnen den Vertrag ab - und sie antworteten mit Gewalt. In Kabul, wo auch luxemburgische Soldaten stationiert sind, gibt es Tote.

Ein Selbstmordattentäter der Taliban habe eine Autobombe gezündet. Ein Sprecher der Kabuler Polizei bestätigte den Anschlag und erklärte, es habe Opfer gegeben. Wie es nach Angaben der Nachrichtenagetur Reuters hieß, seien dabei mindestens sechs Menschen getötet worden.

Der Selbstmordattentäter hatte seinen Wagen vor einem hoch gesicherten Gebäudekomplex im Osten der Stadt gesprengt, in dem Mitarbeiter der Vereinten Nationen und andere westliche Ausländer verkehren. Die radikalislamischen Taliban erklärten, sie hätten ein „westliches Ziel“ in Kabul angegriffen. Der Anschlag sei eine Reaktion auf Obamas Besuch sowie auf die Unterzeichnung eines strategischen Abkommens zwischen den USA und Afghanistan, hieß es weiter. Ein NATO-Sprecher sagte, es gebe aber keine Hinweise darauf, dass ein Stützpunkt der Allianz angegriffen worden sei.

Mindestens sechs Opfer

Neben den Explosionen waren auch Schüsse zu hören. Die Schießerei dauerte mehrere Stunden lang an. Zunächst war unklar, ob der Angriff beendet war. Später war aus dem als „Green Village“ bekannten, stark gesicherten Komplex eine weitere heftige Explosion zu hören. Über dem Gelände stieg Rauch auf. Ein afghanischer Polizeisprecher sagte, in dem Komplex hielten sich noch zwei Attentäter auf, die Widerstand leisteten. Bei einer der Detonationen handelte es sich um eine Autobombe, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. Dabei seien vier Zivilisten in einem Auto sowie ein Passant und ein Wachmann eines nahegelegenen Gebäudes getötet worden

In Kabul sind derzeit 10 Soldaten aus Luxemburg stationiert. Sie sind Teil der belgischen Militäreinheit und bewachen derzeit Flughafeneinrichtungen in der Hauptstadt Afghanistans.

Strategisches Abkommen

Bei einem überraschenden Besuch in Afghanistan hat US-Präsident Barack Obama ein strategisches Abkommen zur künftigen Zusammenarbeit beider Länder besiegelt. Im Präsidentenpalast von Kabul unterzeichneten Obama und sein Amtskollege Hamid Karsai am Dienstag den Vertrag, der die Rolle der Vereinigten Staaten in dem Land nach dem Abzug der US-Truppen 2014 regelt. Die Kosten des Krieges seien für beide Länder hoch gewesen, sagte Obama. Doch die Vereinbarung solle nun den Weg für eine friedliche Zukunft ebnen.

Im Anschluss an die Unterzeichnung wandte sich Obama in einer kurzen Ansprache an die US-Soldaten auf dem US-Stützpunkt Bagram nahe Kabul. „Die Schlacht ist noch nicht vorbei“, erklärte er. Es stünden noch schwierige Zeiten bevor. Aber es gebe einen Silberstreif am Horizont. Der Präsident wollte noch am Dienstagabend von dem Stützpunkt aus in einer Fernsehansprache die US-Bevölkerung über Einzelheiten des Abkommens informieren.

Obama im Wahlkampf

Der Besuch von Obama in Afghanistan war aus Sicherheitsgründen im Vorfeld geheimgehalten worden. Er fällt auf den ersten Jahrestag der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch ein US-Elitekommando im benachbarten Pakistan. Ein ranghoher US-Regierungsmitarbeiter erklärte, Obama wolle Afghanistan in den Status eines ranghohen Nicht-Nato-Partners heben. In seiner Fernsehansprache werde der Präsident aber keine Ankündigungen über einen möglicherweise früheren Truppenabzug machen.