„Hallo, ich bin ‚Rascatripas‘. Das hier ist mir passiert, weil ich nicht kapiert habe, dass ich einige Dinge besser nicht in sozialen Netzwerken veröffentlichen sollte. Vergesst niemals, was mir passiert ist.“ Diese unmissverständliche Botschaft brachten die Täter auf einem Pappschild an, welches bei der enthaupteten Leiche hinterlassen worden ist. Das 35-jährige Opfer war als Blogger aktiv und moderierte in Mexiko ein soziales Netzwerk, berichtet das Nachrichtenportal eluniversal.mx. Die Machenschaften der Mitglieder des Drogenkartells Los Zetas waren das Hauptthema. Der geschändete Leichnam wurde am Mittwoch an einer Hauptstraße in Nuevo Laredo bei einer Statue von Christoph Kolumbus aufgefunden.
Der Mann mit dem Pseudonym „Rascatripas“ arbeitete für seinen Blog unter anderem mit der 39-jährigen Journalistin María Elizabeth Macías zusammen. Auch sie wurde ermordet. Ihre Leiche wurde am 25. September gefunden, ebenfalls bei der Statue von Christoph Kolumbus.
Zwölf Tage zuvor wurden in Nuevo Lared die Leichen eines jungen Mannes und einer jungen Frau entdeckt. Sie hingen an einer Brücke. Auch in diesem Fall hinterliessen die Täter eine unmissverständliche Botschaft: „Das wird allen widerfahren, die merkwürdige Dinge im Netz veröffentlichen.“
40.000 Tote in fünf Jahren
Das Verstümmeln und öffentliche Zurschaustellen ihrer Opfer hat bei den Drogenkartellen System. Die Absicht ist klar: Sie wollen jegliche Art von Widerstand schon im Keim ersticken und Angst und Schrecken verbreiten. Im mexikanischen Drogenkrieg, in dem sich mehrere kriminelle Organisationen und die Sicherheitskräfte des Staates bekriegen, sind allein in den vergangenen fünf Jahren über 40.000 Menschen getötet worden.
Laut der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA ist das Drogenkartell Los Zetas die gewaltbereiteste und technologisch am weitesten entwickelte paramilitärische Gruppe in Mexiko. Schätzungen zufolge zählt die Organisation zwischen 1.000 und 3.000 Mitglieder (Quelle Wikipedia). Auf ihr Konto gehen Tausende von Morden. Die Gangmitglieder wurden teilweise von einer Spezialeinheit der Streitkräfte Guatemalas rekrutiert, sind bestens ausgebildet und wegen ihrer Skrupellosigkeit berüchtigt.
Auch das international in Erscheinung tretende Hacker-Kollektiv Anonymous hat sich mit Los Zetas angelegt, nachdem eines ihrer Mitglieder entführt worden ist (20 Minuten Online berichtete). Sie forderten dessen Freilassung und drohten damit, die Namen von korrupten Polizisten, Politikern und Taxifahrern zu veröffentlichen. Ihre Drohung hatte Erfolg. Der Entführte wurde noch vor Ablauf des Ultimatums wieder freigelassen. Anonymous-Mitglieder erklärten, dass die Forderungen erfüllt seien und die geplante Aktion eingestellt werde. Von Los Zetas haben man die Drohung erhalten, dass für jeden veröffentlichten Namen zehn Menschen getötet würden.
Der Kampf geht weiter
Wie Spiegel Online berichtet, hat Anonymous den Kampf gegen mexikanische Drogenkartelle aber wieder aufgenommen. Anonymous-Aktivisten sollen „Zehntausende E-Mails aus den Beständen mexikanischer Behörden“ vorliegen. Die ausgewerteten Daten sollen im kommenden Dezember veröffentlicht werden.
De Maart

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