„Bitte objektiv bleiben“

„Bitte objektiv bleiben“
(Editpress/Jean-Claude Ernst)

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Mit Viktor Sorokin hat Russland einen neuen Botschafter in Luxemburg. Der Karrierediplomat ist ein Kenner der ukrainisch-russischen Beziehungen und Luxemburgs.

Russlands neuer Botschafter in Luxemburg, Viktor Sorokin, ist ein optimistischer Menscher. Nach einer Periode angespannter Beziehungen zwischen Russland und den USA und Russland zur EU spüre er eine neue Tendenz, sagt er in einem Gespräch mit dem Tageblatt. „Die positive Entwicklung derzeit in Syrien hilft uns, diese Tendenz zu verstärken. Fast alle Länder haben die Russland-USA-Erklärung begrüßt“, sagt er. Der Berufsdiplomat trat seinen Posten am 12. Februar dieses Jahres an. Gelänge es, nach dem Waffenstillstand in Syrien die Situation politisch zu lösen, wäre das ein großer Erfolg. „Das wäre aber nicht der erste. Ich denke da an das Iran-Dossier, das auf die Arbeit der Arbeitsgruppe USA und Russland zurückgeht. Man denkt auch bereits daran, die Arbeit im Russland-NATO-Rat wieder aufzunehmen“, so Sorokin.

Im Gespräch ruft Sorokin die westlichen Medien auf, objektiv über die Politik seines Landes zu berichten: „Manchmal, oder sogar sehr oft, stellt man das Verhältnis so dar: Es gibt euch und es gibt uns. Was uns gefällt, darf euch nicht gefallen und umgekehrt. Das ist nicht gut. Wir wollen nicht, dass man uns liebt, wir wünschen uns aber, dass man objektiv bleibt.“ Die Minsker Vereinbarungen enthalten alles, was für die Konfliktlösung in der Ukraine erforderlich ist. Man soll doch einfach hingehen und abhaken, welche Punkte bereits umgesetzt wurden und welche nicht. Noch nicht umgesetzt worden sei jener über die Verfassungsreform in der Ukraine.

Auf Seiten Kiews sieht er wenig Fortschritt. „Es gibt ewige Diskussionen im Parlament. Wir werden unsererseits alles Mögliche für die Wiederherstellung des Friedens tun. Die Ukraine ist unser Nachbar, ein befreundetes Volk. Es gibt sehr viele Mischehen. Wir wollen in Frieden mit der Ukraine leben und zusammenarbeiten.“ Sorokin leitete während vielen Jahren die Abteilung im russischen Außenministerium, die sich mit den Beziehungen Russlands zur Ukraine befasste. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung der Minsker Abkommen zur Beilegung des Konflikts in der Ostukraine beteiligt.

„Es geht nicht um die Wiederherstellung der UdSSR!“

Den oftmals formulierten Vorwurf an die aktuelle Führung in Moskau, sie wolle die alte Sowjetunion wieder herstellen, weist Sorokin zurück. Präsident Wladimir Putin soll den Zerfall der UdSSR als größte Tragödie des 20. Jahrhunderts bezeichnet haben. Sorokin: „Nein, es geht nicht um die Wiederherstellung der UdSSR. Es gibt diesen bekannten Satz und niemand weiß mehr, wer ihn tatsächlich erfunden hat. Herr Nasarbajew (Präsident von Kasachstan) sagt, er sei es gewesen (lacht). Bei uns sagt man: Wer den Zerfall der Sowjetunion nicht bedauert, hat kein Herz. Wer sie wiederherstellen möchte, hat keinen Verstand. (lacht) Das spiegelt den Gemütszustand der meisten Russen wider.“

Sorokin begann seine Diplomatenlaufbahn im Kongo, Brazzaville, setzte sie in Paris und Genf fort. Als junger Diplomat war er auch für die Beziehungen zu Luxemburg zuständig. Schon damals habe er viel über das Land gelesen und erfahren, sagt er.

Das ganze Interview in der Donnerstag-Ausgabe des Tageblatts, print und epaper.