Big Brother is watching you

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Die Daten von Verbrauchern sollen beim Einkaufen, Autofahren und bei Arztbesuchen besser geschützt werden. Ein entsprechendes Abkommen hat die EU-Kommission nun mit der Industrie unterzeichnet.

Verbindlich ist die freiwillige Vereinbarung für Unternehmen allerdings nicht. Konkret geht es um Richtlinien für die Verwendung von RFID-Funkchips (Radio-Frequency Identification). Diese Funketiketten werden in sehr unterschiedlichen Bereichen eingesetzt: Biometrischer Pass, Logistik von Produkten bei Warenhäusern, Skipässe oder Identität von Haustieren. Schon heute zahlen viele Autofahrer in Europa Gebühren für Straßen oder Parkplätze elektronisch, auf Grundlage von Daten, die von solchen Funketiketten auf den Windschutzscheiben gelesen werden. Einige europäische Krankenhäuser identifizieren damit Patienten. RFID erleichtert die Erfassung von Daten deutlich. Bislang größter Einsatz der Chips war deren Anwendung auf den Eintrittskarten der Fußball-WM 2006 in Deutschland.

Auf Nachfrage von Tageblatt.lu bei den Supermarktketten Cactus und Auchan wurde uns bestätigt, dass solche RFID-Chips noch nicht zum Einsatz kämen. Sophie Morlé vom Auchan sagte, dass Funketiketten nur für logistische Zwecke an Warenpaletten zum Einsatz kämen, nicht aber an den Produkten selbst. Immer mehr Unternehmen gehen jedoch dazu über, RFID-Chips, meist ohne das Wissen des Kunden, in ihren Waren zu integrieren. Dabei werden die Transponder in Kleideretiketten oder Schuhabsätzen „versteckt“. Seriöse Firmen sorgen dafür, dass die dort gespeicherten Informationen nach dem Kauf deaktiviert werden, andere Unternehmer jedoch rechnen gerade damit, diese Daten auch nach dem Verkauf für Werbezwecke und Marktforschung zu nutzen.

Risiken für die Privatsphäre

Oft werden Chips in Waren implantiert um sich gegen billige Nachahmungen von Markenprodukten zu schützen. Kritiker warnen, die Technologie berge Risiken für Privatsphäre, Sicherheit und Datenschutz. Zum Beispiel dann, wenn die erhobenen Daten unerlaubt in die Hände Dritter fallen. Besonders schlimm könnte der Schaden sein, wenn es um sensible personenbezogene Informationen gehe, wie etwa biometrische oder medizinische Daten.

In dem neuen EU-Abkommen werden nun Richtlinien für alle europäische Unternehmen formuliert, die RFID-Chips auf den Markt bringen wollen. Es soll dafür sorgen, dass die Privatsphäre der Verbraucher geschützt wird – und zwar bevor RFID in großem Maßstab eingeführt wird. Erstmals entstünde damit eine europaweite Methode, um Datenschutzrisiken zu bewerten und anzugehen. „Das ist ein Meilenstein“, sagte EU-Kommissarin Neelie. Zwei Jahre lang hatten die Beteiligten an der Vereinbarung gearbeitet. Und die könnte auch bei anderen wichtigen Datenschutzfragen in Zukunft die Richtung angeben, sagte Kroes. Zum Beispiel bei maßgeschneiderter Werbung im Internet.

In Europa werde heute rund eine Milliarde RFID-Chips eingesetzt. Bis 2020 könnten Schätzungen zufolge 50 Milliarden RFID-taugliche Geräte in Umlauf sein. Zu der Technologie gehört ein Transponder, der sich am Gegenstand befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, und ein Gerät, das die Kennung liest.