Berlin gedenkt Opfern des Mauerbaus

Berlin gedenkt Opfern des Mauerbaus
(dpa)

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BERLIN - Flaggen auf Halbmast, Schweigeminuten und Mahnwachen: Berlin gedenkt an diesem Samstag der Opfer des Mauerbaus. Vor 50 Jahren, am 13. August 1961, begann auf Befehl der DDR-Führung der Bau der Berliner Mauer.

Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus hat der deutsche Bundespräsident Christian Wulff die Deutschen zu mehr Stolz auf die Überwindung der nationalen Teilung aufgerufen. „Wir haben Grund zu größter Freude, jetzt und hier leben zu dürfen“, sagte Wulff in einem Interview vor der Gedenkveranstaltung an diesem Samstag.

Im Vorfeld hatten Äußerungen von Linken-Chefin Gesine Lötzsch, der Mauerbau sei eine logische Folge des Zweiten Weltkriegs gewesen, für Empörung gesorgt. Politiker von Union und FDP warfen ihr eine Verhöhnung der Opfer vor. Die Linken-Führung versuchte, den Streit zu entschärfen. In einer Erklärung verurteilten die Parteivorsitzenden Lötzsch und Klaus Ernst den Mauerbau als „nicht akzeptables Unrecht“.

Auf Befehl der DDR-Führung

Am 13. August 1961 begann auf Befehl der DDR-Führung der Bau der Berliner Mauer. Durch das DDR-Grenzregime starben bis zum Mauerfall 1989 mindestens 136 Menschen. Bei der Gedenkveranstaltung auf dem früheren Todesstreifen am Samstag (10.00 Uhr) werden Bundespräsident Wulff, Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier sprechen. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird erwartet.

Wulff sagte der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstag): „Zuweilen fällt es den Deutschen schwer, auf ihr Land stolz zu sein. Wir suchen gern das Haar in der Suppe. Dabei können wir mit Stolz auf den unbändigen Freiheitsdrang der Ostdeutschen und die Solidarität der Westdeutschen blicken.“

Schweigeminute um 12 Uhr

Deutschlandweit sind die Menschen aufgerufen, mit einer Schweigeminute um 12.00 Uhr der Opfer zu gedenken. In Berlin werden Kirchenglocken läuten, Busse und Bahnen für eine Minute stoppen und Menschen innehalten. Bereits ab Mitternacht sollten in der Kapelle der Versöhnung an der Bernauer Straße Biografien von Maueropfern gelesen und Kerzen entzündet werden.

Die Bernauer Straße galt als Symbol der Teilung. Die Häuser gehörten nach dem Mauerbau zum Osten, der Bürgersteig lag im Westen. Verzweifelte Menschen versuchten, aus ihren Wohnungsfenstern in die Freiheit zu springen.

Kranz am Gedenkstein

FDP-Chef und deutscher Vizekanzler Philipp Rösler legte am Freitag am Gedenkstein für das erste erschossene Maueropfer Günter Litfin gemeinsam mit dem FDP-Ehrenvorsitzenden Hans-Dietrich Genscher einen Kranz nieder. Die Liberalen verneigten sich vor dem Mut derer, die der Unterdrückung trotz Repressalien trotzten.

Bei einer Gedenkstunde in Potsdam sagte Genscher: „Der 13. August, der Bau der Mauer, war der Anfang vom Ende der DDR.“ Historische Entwicklungen könne man aufhalten, aber man könne sie nicht endgültig verhindern. „Keine Macht der Welt kann Menschenwürde und Freiheit auf Dauer stoppen.“ Die CDU erinnert am Samstag vor dem Brandenburger Tor an den Mauerbau. Der 13. August 1961 sei „einer der düstersten Tage der deutschen Nachkriegsgeschichte“ gewesen, erklärte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe.

„Einheit Deutschlands noch nicht vollendet“

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir warnten, der Mauerbau und das damit verbundene Leid von vielen Menschen dürfe nicht „durch wohlfeile Beschönigungsversuche“ umgedeutet werden. Die Einheit Deutschlands sei noch nicht vollendet.

Auch die Linken-Vorsitzenden Lötzsch und Ernst betonten: „Wir bedauern das tragische Schicksal, das viele Menschen erlitten haben.“ Indirekt bekräftigten sie aber die umstrittene These Lötzschs, dass der Mauerbau eine Folge des Angriffs Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion vor 70 Jahren war.