Belgien trauert um Fabiola

Belgien trauert um Fabiola
(LUXPRESS/Jean-Claude Ernst)

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Flaggen auf Halbmast, Sonderausgaben der Zeitungen, Programmänderungen im Fernsehen: Belgien trauert um seine frühere Königin Fabiola.

„Belgien verliert eine große Königin, eine Königin der Liebe, eine Königin der Reinheit, eine Königin des Herzens“, schrieb die Zeitung „La Libre Belgique“ am Samstag. Die belgische Königsfamilie hatte zuvor „mit großer Trauer“ mitgeteilt, dass Fabiola am Freitagabend im Brüsseler Schloss Stuyvenberg gestorben sei. Außenminister Didier Reynders erklärte, alle Belgier trauerten über ihren Tod. „In der Geschichte unseres Landes wurde ein Kapitel beendet“, sagte er.

Die Nachricht von Fabiolas Tod erreichte die Belgier während der Abendnachrichten. Die Sender stellten daraufhin ihr Programm um und zeigten Biografien sowie Einschätzungen politischer Gäste. Die Zeitungen gaben Sonderausgaben zur früheren Königin heraus, „die 33 Jahre lang die Frau eines regierenden Souveräns war und 55 Jahre lang Königin der Belgier blieb“, wie „La Dernière Heure“ schrieb.

Halbmast

Die spanische Adelige war am 11. Juni 1928 in Madrid zur Welt gekommen, Ende 1960 heiratete sie den damaligen belgischen König Baudouin. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 1993 zog sich Fabiola aus der Öffentlichkeit zurück, ihr Schwager Albert wurde König und seine Frau Paola Königin. 2013 übernahm deren Sohn, Fabiolas Neffe Philippe, die Königskrone. Unter anderem auf dem königlichen Palast in Brüssel wurde die Flagge auf Halbmast gesetzt, vor dem Palast wurden Blumensträuße niedergelegt und Kerzen entzündet.

„Für die Königliche Hoheit Königin Fabiola, mehr als eine Königin, eine große Dame“, schrieb ein Anhänger auf eine Karte. Auch im spanischen Küstenort Motril, wo das königliche Paar eine Sommerresidenz unterhielt, wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt und für Samstag ein Trauertag angesetzt. Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, sein Land werde Fabiola als „Frau der Herzen an der Seite ihres Mannes, König Baudouin“ in Erinnerung behalten. Trauerbekundungen über den Tod Fabiolas kamen zudem aus den Königshäusern Spaniens und der Niederlande. „Fabiola hatte einen großartigen Sinn für Humor“, schrieb Reynders im Kurznachrichtendienst Twitter über die Königin, die für ihre der Schwerkraft trotzenden Turmfrisuren bekannt war, auf denen meist ein großer pastellfarbener Hut thronte.

Kritik

Es war dieser Sinn für Humor, der sie auch bei moderaten Belgiern sympathisch machte, die sich nicht von ihrem strengen Katholizismus abschrecken ließen. Fabiola war in Belgien aber nicht unumstritten. 2012 sorgte sie mit der Gründung einer privaten Stiftung für Empörung, die nach Ansicht vieler der Umgehung der Erbschaftssteuer in Höhe von 70 Prozent diente. Später löste die Ex-Königin die Stiftung wieder auf, ihre jährliche Apanage wurde von 1,4 Millionen auf rund 900.000 Euro reduziert. Wegen ihres karitativen Engagements, insbesondere für psychisch Kranke, Kinder und Frauenrechte, hatte Fabiola jedoch auch viele Anhänger.