/ Belagerte Moschee gestürmt

Kurz vor der Stürmung der Al-Fateh-Moschee in Kairo waren die Sicherheitskräfte vom Minarett der Moschee aus beschossen worden und hatten das Feuer erwidert. Das berichteten Reporter ägyptischer Fernsehsender. Während der Schießerei rannten Dutzende der Anhänger von Ex-Präsident Mohammed Mursi in Panik aus der Moschee.
Die Muslimbrüder in Ägypten denken nicht ans Einlenken. Ungeachtet der neuen Zusammenstöße wollen die Muslimbrüder ihre Protestaktionen in den nächsten Tagen fortsetzen. Erklärtes Ziel der Bruderschaft ist die Wiedereinsetzung des Anfang Juli vom Militär entmachteten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.
Der von Islamisten ausgerufene „Freitag der Wut“ hat in Ägypten eine neue Eskalation der Gewalt heraufbeschworen. 173 Menschen starben bei landesweiten Straßenkämpfen zwischen Demonstranten und der Polizei. Das teilte ein Regierungssprecher am Samstag in Kairo mit. Sanitäter und Ärzte hätten zudem 1330 Verletzte gezählt.
1500 Demonstranten sitzen fest
Ägyptische Sicherheitskräfte und Zivilisten umstellten in der Nacht zum Samstag eine Moschee in Kairo. Dort hatten Anhänger der Muslimbruderschaft Zuflucht gesucht. In dem Gotteshaus säßen rund 1500 Demonstranten fest, sagte der Vorsitzende des Ärzteverbandes dem Nachrichtenportal Ahram Online. Die Sicherheitskräfte seien gebeten worden, den Menschen nach dem Ende der Ausgangssperre am Samstagmorgen einen sicheren Abzug zu garantieren. Polizisten und Soldaten haben am Samstag die von Demonstranten besetzte Al-Fateh-Moschee in Kairo gestürmt.
Tränengas in der Moschee
Auf Fernsehbildern war ein geöffnetes Tor der Moschee zu sehen, das im unteren Teil mit einer Barrikade versperrt war. Vor dem Tor standen Polizisten mit Helmen und Menschen in Zivil. Eine Frau berichtete dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira aus der Moschee, die Sicherheitskräfte würden Tränengas einsetzen.
Die Polizei hat in Kairo einen Bruder des Anführers der Terrornetzwerks Al-Kaida, Eiman al-Sawahiri, festgesetzt. Mohammed al-Sawahiri sei an einer Straßensperre im Bezirk Giza festgenommen worden, hieß es am Samstag aus Sicherheitskreisen in der ägyptischen Hauptstadt. Mohammed al-Sawahiri gehört einer Bewegung radikaler Salafisten mit Verbindungen zu militanten Gruppen an. Während der Amtszeit des inzwischen entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi hatte er angeboten, zwischen militanten Salafisten auf der Sinai-Halbinsel und der Regierung zu vermitteln. Was ihm jetzt konkret vorgeworfen wird, war unklar.
Der Westen zeigt sich schockiert vom blutig ausgetragenen Konflikt zwischen den entmachteten Islamisten und den neuen Machthabern. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn verurteilt die Geschehnisse in Ägypten aufs Schärfste. Durch das brutale Vorgehen des Militärs gegen die Muslimbrüder sei jede Hoffnung auf eine Demokratisierung genommen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Beziehungen zu dem Land auf den Prüfstand stellen. Sie forderte nach einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten François Hollande ein Ende des Blutvergießens.
Luxair setzt Buchungen aus
Wegen der Unruhen verschärfte das Luxemburger Außenministerium seine Reisehinweise für das Land. Neu ist, dass nun auch von Reisen in die Urlaubsgebiete am Roten Meer um Hurghada und Scharm el Scheich abgeraten wird. Vor Reisen etwa nach Kairo oder ins Nildelta wurde bereits zuvor abgeraten. Luxair und ausländische Veranstalter beschlossen, ihre Verträge für den Urlaub am Roten Meer mit Abreisen bis Mitte September zu kündigen.
Die Luxemburger Fluggesellschaft schickte am Freitagabend ein Flugzeug ans Rote Meer, um Touristen heimzufliegen. Alternativ können Kunden umbuchen und stornieren. Knapp 400 Luxair-Kunden befinden sich derzeit in den Urlaubsgebieten. Luxair setzt Buchungen in das Land aus. Auch viele andere EU-Länder reagierten mit Reisewarnungen.
„Wut am Freitag“
Zu den Protesten nach den Freitagsgebeten hatten die islamistische Muslimbruderschaft und verschiedene radikale Islamisten-Parteien aufgerufen. Zehntausende Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi, der aus der Muslimbruderschaft stammt, gingen auf die Straße und schrien ihre Wut über das Blutvergießen in ihren Protestlagern heraus.
Der seit Wochen schwelende Machtkampf zwischen Islamisten und Mursi-Gegnern war am Mittwoch eskaliert, als Sicherheitskräfte zwei zentrale Camps der Muslimbrüder in Kairo gewaltsam geräumt hatten. Das Vorgehen der Polizei und anschließende Angriffe von Islamisten forderten bislang etwa 600 Todesopfer. Die Islamisten pochen auf die Wiedereinsetzung Mursis, der seit seiner Absetzung durch die Armee am 3. Juli an einem geheimen Ort festgehalten wird.
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