Bekenntnis zum Standort Luxemburg

Bekenntnis zum Standort Luxemburg
(Tageblatt-Archiv/Alain Rischard)

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Ja zum Standort Luxemburg, ja zum Luxemburger Sozialmodell. Im Rahmen der Vorstellung der neuesten Quartalszahlen des Stahlkonzerns ArcelorMittal ist die Generaldirektion bemüht, die Wogen zu glätten.

„Es wurde in letzter Zeit so viel über uns geredet“, unterstrich Michel Wurth zu Beginn des Treffens mit Luxemburger Journalisten. Nun sei es an der Zeit, dass sich auch der Konzern selber äußere. Dann erinnerte er daran, dass der Stahlverbrauch in Europa derzeit immer noch 25 Prozent unter dem Konsum von 2007 liege. Im Bereich Betonstahl seien die Zahlen noch ausgeprägter, so Michel Wurth. „2007 wurden 21 Millionen Tonnen verbraucht, 2011 waren es 12 Millionen Tonnen.“ Diese Zahlen erklärten eine Reihe der Schwierigkeiten des Konzerns, bemerkte er.

Trotz allem sei die Produktion in Luxemburg im ersten Quartal 2012 „besser“ gewesen als im letzten Quartal 2011. Das liege jedoch vor allem an den Werken in Differdingen und Belval, unterstrich er. Die seien derzeit zu über 80 Prozent ausgelastet.
Das Resultat der Luxemburger Werke im ersten Quartal sei dennoch schlechter als das im Vorjahreszeitraum. „Das liegt an den Kosten, den Preisen und an der Konkurrenzsituation.“ Und dennoch: „Nach den bereits ergriffenen Maßnahmen haben wir alles voll unter Kontrolle. Die Werke, die wir langfristig betreiben wollen, sind standhaft.“

Luxemburger Sozialmodell

Keine neuen Informationen gab es jedoch über die beiden Werke Rodange und Schifflange. Dann unterstrich er, dass ArcelorMittal sich „ganz stark“ zum Standort Luxemburg bekenne. Zudem lege der Konzern viel Wert auf das Luxemburger Sozialmodell. „Dieses Modell sollen wir verteidigen. Da hängen wir dran.“ Und: „Im Stahlbereich funktioniert der Sozialdialog in Luxemburg wohl noch am besten. Gemeinsam schaffen wir es – im Dialog –, die Probleme zu überwinden“, bemerke er.

Er erinnerte er an die Beschlüsse LUX2016, die von den Gewerkschaften mitgetragen werden, und die die Wettbewerbsfähigkeit der Luxemburger Industrie „stark“ halten sollen. ArcelorMittal habe in dem Zusammenhang versprochen, mindestens 150 Millionen Euro in Luxemburg zu investieren, erinnerte er.

Und Abbau

Was die staatliche Beteiligung an der Finanzierung der getroffenen Vorruhestandsregelungen angeht, so unterstrich er nur, was die Alternativen wären: Sozialplan und Abbau. Die Vorruhestandsregelungen hingegen würden auch ArcelorMittal Geld kosten, unterstrich er und fügte hinzu: „ArcelorMittal bereinigt sich nicht auf Kosten des Luxemburger Staatshaushaltes.“ Im Gegenteil: Der Konzern trage sehr viel zur Luxemburger Wirtschaft bei. „Wir sind der größte Industriebetrieb im Land, der größte Exporteur, beschäftigen eine Reihe von Zulieferbetrieben und haben unseren Sitz hier.“ Zudem zahle man Steuern auf einer jährlichen Lohnmasse von etwa 500 Millionen Euro.

Dann: das Thema CO2-Verschmutzungszertifikate. „Durch die Krise wurden wirklich weniger Zertifikate verbraucht“, gab Wurth zu, ohne auf spezifische Werke einzugehen. Die Zertifikate jedoch, die der Konzern für die Produktion in Luxemburg erhielt, werde ArcelorMittal nicht verkaufen. Daneben meinte er: „Die Zertifikate sind kein Geschenk für uns – sie kosten den Staat nichts.“ Müsste der Konzern hingegen die Zertifikate kaufen, dann wäre das wie eine zusätzliche Steuer auf der Luxemburger Industrie.

„Partnerschaftliche Weise“

Nächstes Thema: Die Debatte um Grundstücke in Luxemburg, die im Besitz von ArcelorMittal sind. „Wir haben traditionell immer sehr gut mit den Gemeinden und dem Staat zusammengearbeitet.“ Und, man sei auch bereit, das auf „partnerschaftliche Weise“ so weiter zu machen. Immerhin habe der Konzern dem Land bisher rund 1.000 Hektar „zur Verfügung gestellt“ – teils gratis, teils billig und teils zu Marktpreisen.

Was die rezente Rede von Jean-Claude Juncker vor dem Parlament angeht, so interpretiert Michel Wurth das so: „Er hat sich an die politischen Parteien gewendet. Seine Kommentare richten sich nicht an uns.“