Die Bedingungen in den chinesischen Spielzeugfabriken haben sich nach Einschätzung eines Zertifizierungs-Kontrolleurs in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark verbessert. „Was die persönliche Schutzausrüstung angeht, also Handschuhe, Brillen und Masken, was die Absaugung angeht, was die Ausstattung von Maschinen mit sicherheitsrelevanten Techniken angeht – da hat sich sehr viel getan“, sagte der Präsident der ICTI Care Foundation, Christian Ewert, im Rahmen der weltweit größten Spielwarenmesse in Nürnberg der Nachrichtenagentur dpa.
Die von ihm geführte Stiftung des Weltspielzeugverbands zertifiziert Fabriken, wenn sie sichere und menschliche Arbeitsplätze garantieren. Derzeit werden davon 1,4 Millionen Arbeiter in 1400 Fabriken erfasst. Die 830 teilnehmenden Spielzeugmarken wie Playmobil oder Simba Dickie wiederum verpflichten sich, nur in solchen Fabriken produzieren zu lassen. In China werden rund 60 Prozent der in Deutschland verkauften Spielsachen hergestellt.
Seit Jahren nehme die Zahl der Unfälle dort kontinuierlich ab, berichtete Ewert. Auch mit Blick auf die Löhne und die Vertragsbedingungen habe sich für die Arbeiter vieles zum Positiven gewandelt. „Die Regierung hat die Mindestlöhne von 2004 bis 2011 um 230 Prozent angehoben.“ Sie seien jetzt vergleichbar mit denen eines Taxifahrers oder Zimmermädchens. Auch Überstunden würden inzwischen durchgängig bezahlt – „sonst bekomme ich gar keine Mitarbeiter mehr“. Denn ein großes Manko in der Spielzeugindustrie seien die „wahnsinnig monotonen Jobs“, schilderte Ewert. „Das geht in Richtung ‚Human Roboter‘.“ Besonders Jüngere entschieden sich deshalb zunehmend für andere Branchen. Um ihre Mitarbeiter zu halten, böten die Fabriken inzwischen oft zusätzliche Angebote wie Krankenstationen oder Klimaanlagen an. Doch auch das hält die bestens vernetzten Arbeiter nicht davon ab, stehenden Fußes zu anderen Fabriken zu wechseln, wenn diese bessere Konditionen bieten: Die monatliche Fluktuation liegt laut Ewert bei rund neun Prozent.
De Maart

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