Wir müssen „mit jedem reden“

Wir müssen „mit jedem reden“
(Reuters/Mohammed Badra)

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Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich nach eigenen Angaben um Kontakte zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), um die Menschen in den von den Dschihadisten kontrollierten Gebieten in Syrien und im Irak versorgen zu können.

„Ja, natürlich versuchen wir, eine Beziehung aufzubauen“, sagte IKRK-Generaldirektor Yves Daccord der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. Es sei das „höchste Ziel“ des Roten Kreuzes, in die „unmittelbare Nähe“ notleidender Menschen zu gelangen. Die Helfer müssten daher „mit jedem reden.“

Das IKRK, das die Hilfsaktivitäten der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften bei bewaffneten Konflikten leitet und koordiniert, gehe mit einer „sehr klar humanitären Sichtweise“ an die Frage heran, sagte Daccord vor der 32. Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Konferenz, die am Dienstag in Genf beginnt. Das IKRK interessiere sich allein für die zehn Millionen Menschen, die in den vom IS kontrollierten Gebieten lebten.

49 Helter getötet

„Was passiert mit ihnen? Was sind ihre Probleme? Davon lassen wir uns leiten“, sagte Daccord. Bewaffnete Gruppen wie der IS, die humanitäre Hilfe teilweise sogar ablehnten, seien für das IKRK und andere Hilfsorganisationen eine immer größere Gefahr, sagte Daccord.

Allein in Syrien seien seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als vier Jahren 49 ehrenamtliche Helfer des Roten Halbmonds getötet worden. So viele Todesfälle habe es in der jüngsten Geschichte des IKRK „noch nie“ gegeben. Um überhaupt weiter in Konfliktgebieten arbeiten zu können, müssten internationale Organisationen daher zunehmend Kontakte zu bewaffneten Gruppen knüpfen – ungeachtet ihres Weltbildes.

Die Akzeptanz solcher Gruppen lasse sich aber nicht „an einem Tag aufbauen“, sagte Daccord. Das IKRK habe sich etwa jahrelang darum bemüht, in den Hochburgen der Islamistengruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias arbeiten zu können. Dazu müssten Hilfsorganisationen aber absolut unparteiisch und neutral sein. Es dürfe ausschließlich um humanitäre Hilfe gehen und nicht um soziale oder politische Ziel

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