Warum war Obama nicht in Paris?

Warum war Obama nicht in Paris?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Abbas waren da, ebenso die meisten westlichen Regierungschefs. Was hat Barack Obama dazu bewogen, nicht nach Paris zu reisen, um den Terroropfern zu gedenken?

Über 40 Staats- und Regierungschefs waren am Sonntag beim Trauermarsch für die Terroropfer in Paris – doch US-Präsident Obama fehlte. Auch kein anderes hochrangiges Regierungsmitglied aus Washington zeigte in der französischen Hauptstadt Flagge gegen Terror und mordende Islamisten. US-Medien reagieren nun teils mit scharfer Kritik – die Regierung selbst bleibt wortkarg.

„Barack Obama ist nicht Charlie“, ätzte das Politmagazin „Politico“ am Montag. Noch härter geht der Obama-kritische TV-Sender „Fox News“ ins Gericht: „Präsident Obama ist am Sonntag vom Posten des Führers der freien Welt moralisch zurückgetreten.“ Und auch der ansonsten eher Obama-freundliche Sender CNN meint, hier sei dem Weißen Haus wohl ein schwerer Fehler unterlaufen.

Kerry: „Ein bisschen kleinlich“

Außenminister John Kerry bemühte sich bei seiner Indienreise um Schadensbegrenzung. Er wolle Ende der Woche nach Paris reisen, um Solidarität zu zeigen. Im Übrigen finde er die Fragen nach seiner Abwesenheit „ein bisschen kleinlich“, setzte er hinzu. Darüber hinaus wollte auch das Weißen Haus keine Erklärungen abgeben.

US-Medien fragen sich, warum Obama nicht wenigstens einen Stellvertreter geschickt hat. Vize-Präsident Joe Biden, ansonsten ein Vielflieger, sei am Sonntag zu Hause geblieben. Besonders verwirrend: Justizminister Eric Holder war am Sonntag zwar zu einem Polittermin in Paris – aber nicht zum Trauermarsch gekommen. Nur Jane Hartley, die US-Botschafterin in Frankreich, marschierte beim Gedenken an die 17 Toten der Terroranschläge mit.

Bereits zuvor fiel in den USA auf: Die großen Zeitungen vermieden es zumeist, Mohammed-Karikaturen der angegriffenen französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zu drucken. „Ich bin nicht Charlie Hebdo“, titelte etwa die „New York Times“ auf ihrer Kommentarseite. Es hieß, wenn jemand versucht hätte, das Satireblatt auf einem amerikanischen Universitätscampus zu verteilen, wäre dies nach 30 Sekunden eingezogen worden – wegen Hasspredigt und Hetze. „Die meisten von uns beteiligen sich in der Tat nicht an dieser Art von absichtlich verletzendem Humor, auf den sich diese Zeitung spezialisiert“, meint die „New York Times“. „Die meisten von uns versuchen, ein Minimum an Respekt vor Menschen mit anderen Bekenntnissen und anderem Glauben zu zeigen.“