Verstehen wir Spaß?

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US-Comedian John Oliver hat sich einen Seitenhieb auf Luxemburgs kulturelle Landschaft erlaubt. Maggy Nagel ist "not amused" und macht den Scherz zur Regierungsangelegenheit.

Es ist passiert, wir wurden angegriffen. In unserem Stolz, in unserer Ehre, in unserem kulturellen Selbstbewusstsein.
Für jene, die ihn nicht kennen: John Oliver wurde als ehemaliger Autor der Nachrichtensatire „The Daily Show“ mit drei Emmys ausgezeichnet und das „Time“-Magazin wählte ihn dieses Jahr auf die Liste der einflussreichsten Personen der Welt.

Am Montagabend holte er in seiner US-Satire-Show „Last Week Tonight“ zum vernichtenden Schlag gegen Luxemburg aus. Rückblickend auf die Terroranschläge in Frankreich wird François Hollande eingeblendet, der ermutigende Worte für seine Landsleute findet: „Das Leben muss weitergehen. Was wäre unser Land ohne seine Café-Terrassen, Konzerte, Sportevents und Museen?“ Daraufhin meint John Oliver dann: „Oh, das kann ich euch sagen, was Frankreich ohne all diese kulturellen Institutionen wäre: Es wäre Luxemburg! Und das will Keiner.“

Doch damit nicht genug, er setzt noch einen drauf: „Wussten sie schon – wenn Sie ‚Interesting Luxembourg Facts‘ googeln, ist das Ergebnis nur eine Seite, die ‚Nein‘ anzeigt!“

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Kulturministerin Maggy Nagel ist über diesen Scherz „not amused“, wie sich am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Brüssel zeigen sollte. Der Luxemburger Journalist Diego Velazquez spricht sie auf den humoristischen Seitenhieb an und bekommt als Antwort, dass die Angelegenheit ans Staatsministerium weitergegeben wurde. Noch diesen Freitag würde man im Regierungsrat unter dem Punkt „Divers“ über mögliche Reaktionen beraten.

Maggy Nagel persönlich findet das Verhalten von John Oliver „unmanierlich“ und „deplaciert“. Sie möchte auch nicht als Kulturministerin darauf reagieren und die Sache lieber auf Ebene der Regierung besprechen – schließlich betreffe sie nicht nur die Kultur, sondern das gesamte Land, ja unser Nationbranding und gehe demnach also viel weiter.

Deutlich gelassener als Maggy Nagel reagiert Premierminister Xavier Bettel am Dienstagnachmittag:

Es stellt sich die Frage, ob ein Klaps vom Meister nun Anlass ist, einen diplomatischen Zwischenfall heraufzubeschwören. Vielleicht sollte man die Affäre einfach an unseren Hoppen Théid abgeben und die Sache wäre vermutlich schnell und würdevoll geklärt.

So beweisen auch die Bürger mehr feingefühl im Umgang mit Satire, als unsere Kulturministerin. Per Twitter (#interestingluxembourgfacts) reiben sie dem US-Comedian unter die Nase, dass wir alles andere als gewöhnlich sind: