Versagen beim Thema Missbrauch und Fragen zum Zölibat

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Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischofskonzerenz in Fulda haben die deutschen Bischöfe schwere Fehler im Umgang mit dem Thema Missbrauch eingeräumt. In Belgien stellen unterdessen zwei belgische Bischöfe das Zölibat infrage.

„Wir haben versagt und die Kirche hat zu spät auf die Fälle reagiert“, sagte am Montag der Vorsitzende der Bischofskonferenz Robert Zollitsch wörtlich. Auf der Tagesordnung steht auch eine „finanzielle Anerkennung“ der Betroffenen. Dabei gehe es aber nicht um konkrete Summen.

Den jüngsten Vorschlag der Jesuiten, jedem Opfer 5.000 Euro zu bezahlen, kommentierte Zollitsch zurückhaltend. „Wir wollen jetzt nicht einzeln vorpreschen.“ Es gelte, im Rahmen eines runden Tisches hier einvernehmlich eine Lösung zu finden.

Der Freiburger Erzbischof unterstrich, dass es auf die „gesamtmenschliche Hilfe“ ankomme. „Es wäre falsch zu sagen, es geht nur um Geld“, sagte er.

Die Versammlung will nach seinen Worten auch Richtlinien für die Ausbildung von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern erarbeiten, um Missbrauchsfälle zu verhindern. Hier sei „erhöhte Wachsamkeit“ gefordert, meinte der Bischof.

So wolle sich die Kirche von Bewerbern bei Einstellungen ein Führungszeugnis vorlegen lassen. Am Mittwoch wollen die Bischöfe nach seinen Angaben darüber nachdenken, wie die Kirche den durch die Skandale entstandenen Glaubwürdigkeitsverlust wieder wettmachen kann.

Diskussion über Zölibat

In Belgien haben sich unterdessen zwei Bischöfe für eine Lockerung des Zölibates in der katholischen Kirche ausgesprochen. Bischof Patrick Hoogmartens von Hasselt sagte am Montag, verheiratete Geistliche sollten nicht vom Priesteramt ausgeschlossen werden.

„Ich kann mir zwei Arten von Priestern vorstellen: die einen, die im Zölibat leben, und andere, die in einer Beziehung leben, verheiratet sind“, sagte er dem Radiosender VRT.

Am Sonntag hatte der Bischof von Brügge, Jozelf De Kesel, das Zölibat infrage gestellt. „Menschen, für die das Leben im Zölibat menschlich unmöglich ist, sollten trotzdem eine Chance haben, Priester zu werden“, erklärte er.

In Belgien wird ein allgemeiner Priestermangel der Kirche auf das Zölibat zurückgeführt. Zudem wird in ihm eine der Ursachen für den Missbrauchsskandal gesehen, der die belgische Kirche erschüttert. Papst Benedikt XVI. hat den Zölibat zuletzt im Juni als „großartiges Zeichen des Glaubens“ verteidigt.

(tageblatt.lu/dapd)