Todesstrafe im Gespräch

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DEr Todesschütze von Charleston Dylann R. erscheint erstmals vor Gericht. Die Staatsanwältin erhebt Mordvorwürfe und spricht über eine mögliche Todesstrafe.

Nach dem Angriff auf eine von Afroamerikanern besuchte Kirche in Charleston mit neun Todesopfern hat sich die Gouverneurin des US-Bundesstaates South Carolina für die Todesstrafe für den mutmaßlichen Schützen ausgesprochen. Das rassistisch motivierte Verbrechen sei „der schlimmste Hass, den ich und dieses Land in einer langen Zeit gesehen haben“, sagte die Republikanerin Nikki Haley.

Der 21-jährige Weiße Dylann R. erschien am Freitag erstmals vor Gericht. Der junge Mann soll bei einer Bibelstunde in der Emanuel African Methodist Episcopal Church am Mittwochabend um sich geschossen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft R. neunfachen Mord und den Besitz einer Schusswaffe bei einer Gewalttat vor. Eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern muss entscheiden, ob die Beweise für eine offizielle Anklage ausreichen. Richter James Gosnell ordnete an, dass der mutmaßliche Schütze in Haft bleibt. Eine Freilassung gegen Kaution sei wegen der Mordvorwürfe nicht möglich. Den Termin für die nächste Anhörung setzte Gosnell für den 23. Oktober fest.

Der Täter gesteht

Dem Nachrichtensender CNN zufolge soll R. in Verhören die Tat gestanden und ausgesagt haben, er habe einen „Krieg der Rassen“ entfachen wollen. „Ohne Frage ist das ein aus Hass begangenes Verbrechen“, sagte Gouverneurin Haley im Fernsehsender NBC. „Wir werden absolut wollen, dass er die Todesstrafe bekommt.“ Staatsanwältin Scarlett Wilson erklärte, sie werde die Familien der Opfer in die Diskussion über eine mögliche Todesstrafe einbinden. Noch sei dies aber nicht an der Zeit. „Meine Mission ist es, für diese Gemeinde und vor allem für die Opfer in diesem Fall Gerechtigkeit herzustellen“, sagte Wilson.

Die Mitglieder der afroamerikanischen Gemeinde hatten sich am Mittwochabend zur Bibelstunde versammelt. Nach bisherigen Erkenntnissen setzte R. sich eine Stunde lang dazu, bevor er um sich schoss. Eine Verwandte eines Opfers sagte CNN, jemand habe den Schützen noch von weiteren Morden abbringen wollen. Der junge Mann habe aber entgegnet: „‚Nein, Ihr habt unsere Frauen vergewaltigt und Ihr übernehmt die Macht im Land. Ich muss tun, was ich tun muss‘.“ Sechs Frauen und drei Männer im Alter zwischen 26 und 87 Jahren starben.

Nach einer Großfahndung wurde der mutmaßliche Schütze am Donnerstag in der etwa vier Autostunden entfernten Kleinstadt Shelby im Bundesstaat North Carolina bei einer Verkehrskontrolle festgenommen und nach Charleston zurückgebracht.

„Ein dunkler Abschnitt der Geschichte“

US-Präsident Barack Obama sagte, die Attacke auf eine afroamerikanische Kirche wecke Erinnerungen an einen „dunklen Abschnitt unserer Geschichte“. Rassismus stelle eine „besondere Bedrohung für unsere Demokratie und unsere Ideale“ dar. Erneut forderte der Präsident eine Verschärfung der Waffengesetze. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Tat als „hasserfüllten Gewaltakt“.

Die Stadt Charleston lud für Freitag zu einem Gebet für die Opfer ein. In New York versammelten sich am Donnerstagabend etwa 60 Demonstranten, um der Opfer zu gedenken. Sie hielten am Union Square Schilder mit den Aufschriften „Das Leben von Schwarzen zählt“ und „Hört auf, Schwarze zu töten“ hoch.

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