Mit Waffen aus 25 Ländern

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(AFP)

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Jahrelange Waffenlieferungen an den Irak haben den IS aufgerüstet. "Der IS muss sich nur bücken und die Waffen aufheben", umschreibt Amnesty International Luxemburg die Lage.

Jahrzehntelange Waffenlieferungen aus vielen Ländern der Welt in den Irak haben die Ausbreitung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) laut Menschenrechtsaktivisten erst möglich gemacht. Die von den Extremisten genutzten „zahlreichen und verschiedenartigen Waffen“ seien „ein Lehrbeispiel dafür, wie rücksichtsloser Waffenhandel Gräueltaten im großen Stil befördert“, erklärte Amnesty International am Dienstag.

Der IS bediente sich vor allem an Lagern der irakischen Armee. Griffbereit lagen hier laut Amnesty International Waffen aus 25 Ländern, darunter:

Russland
China
USA
Albanien
Deutschland
Österreich
Belgien
Bosnien-Herzegowina
Bulgarien
Kroatien
Tschechische Republik
Frankreich
Ungarn
Italien
Polen
Rumänien
Großbritannien
Serbien
Slowakei

Amnesty legte einen Bericht zu Waffenlieferungen und die Verwendung solcher Waffen durch den IS vor. Auch in Luxemburg wurde der Bericht vorgestellt. Wegen fehlender Regulierung und Überwachung der Bestände im Irak habe der IS einen „beispiellosen Zugang zu Waffen“ gehabt, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Zudem hätten sich die Dschihadisten Waffen durch illegalen Handel beschafft oder nach gewonnenen Kämpfen beziehungsweise von Deserteuren erhalten.

Gräueltaten an Zivilisten

Dem Bericht zufolge nutzte der IS große Mengen von Waffen aus zahlreichen Ländern, vor allem aber aus US-Produktion, die ihm bei der Eroberung der Stadt Mossul im Juni 2014 in die Hände fielen, zur Eroberung weiterer Gebiete des Landes. Zudem wurden mit den Waffen Gräueltaten an Zivilisten begangen. Auch bei der Eroberung von Armee- und Polizeistützpunkten in Falludscha, Tikrit und Ramadi habe die IS-Miliz viele Waffen erbeutet.

Nach Angaben von Amnesty kämpfen die Dschihadisten in Syrien und im Irak mit Waffen aus mindestens 25 verschiedenen Staaten, darunter alle fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats. Sturmgewehre etwa seien aus Belgien, China, Deutschland und den USA im Einsatz. Als Konsequenz aus der Entwicklung forderte die Organisation unter anderem schärfere Kontrollen von Waffen im Irak.

Kritik an Ungarn

Die Waffenbestände der irakischen Armee waren während des iranisch-irakischen Krieges von 1980 bis 1988 immens angewachsen. Auch nach der US-Invasion von 2003 und noch einmal nach dem US-Rückzug von 2011 waren viele Waffen in das Land gelangt.

„Der IS muss sich nur bücken und die Waffen aufheben.“ So umschreibt Stan Brabant, Direktor von Amnesty Luxemburg, die Waffenflut im Irak. Brabant kritisiert in diesem Zuge auch „europäische Länder, die jetzt Grenzen schließen für die, die vor der Waffengewalt fliehen“. Seine Kritik zielt dabei besonders auf Ungarn, Serbien oder Kroatien, die zu den Waffenlieferanten gehören. Nach Schätzungen der US-Armee vom September 2003 gab es im Irak damals 650.000 Tonnen Munition in Lagern, die nicht gesichert waren.

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