Spanienkrise macht Börsen zu Schaffen

Spanienkrise macht Börsen zu Schaffen
(dpa)

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Die Refinanzierungsprobleme Spaniens haben am Dienstag für neue Unruhe an den europäischen Finanzmärkten gesorgt. Die Hoffnung auf Maßnahmen der G7 zur Krisenbekämpfung verhinderte allerdings größere Kursverluste.

Finanzminister Cristobal Montoro räumte zwei Tage vor einer weiteren Emission spanischer Staatsanleihen ein, bei den derzeitigen Zinsen sei der Finanzmarkt für Spanien de facto nicht mehr zugänglich. BNP Paribas-Zinsstratege Patrick Jacq mahnte jedoch zur Besonnenheit. „Ich glaube nicht, dass die Märkte für Spanien geschlossen ist. Wenn der Trend bei den spanischen Renditen anhält, vor allem bei den fünf- und zehnjährigen Papieren, wird es ab einem bestimmten Punkt ein großes Problem für Spanien. Bislang sind sie aber noch bezahlbar.“

Der EuroStoxx50 gab in Reaktion auf die Montoro-Aussagen ihre anfänglichen Gewinne wieder ab und blieb knapp im Plus. Der spanische Ibex, der am Vortag auf ein Neun-Jahres-Tief gefallen war, legte 0,6 Prozent zu.

Märkte blicken gespannt auf die Politik

Der Kurs des Euro bröckelte am Vormittag ebenfalls ab. Er kostete mit 1,2423 Dollar mehr als einen halben US-Cent weniger als zum New Yorker Vortagesschluss. Die Renditen der bereits gehandelten zehnjährigen spanischen Staatsanleihen bewegten sich kaum. Sie lagen fast unverändert bei 6,402 Prozent.

In der Beurteilung der geplanten G7-Telefonkonferenz gingen die Meinungen der Börsianer auseinander. Während einige auf koordinierte Antikrisen-Maßnahmen hofften, warnte Analyst Cameron Peacock vom Brokerhaus IG Markets in einem Marktkommentar, die Erwartungen an derartige Treffen seien meist überzogen und die Ergebnisse enttäuschend. „Derzeit gibt es keinen Grund, zu glauben, dass die heutige Zusammenkunft anders sein wird“, betont er. „Dennoch: Der Markt wird ganz Ohr sein und auf Hinweise für koordinierte Maßnahmen achten.“

Spaniens Banken in der Krise

„Wichtig sind zwei Punkte“, sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. „Zum einen muss der spanische Bankensektor rekapitalisiert werden, am besten noch vor den griechischen Parlamentswahlen am 17. Juni. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass selbst bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro die Währungsunion nicht auseinanderbricht.“

Die Finanzminister und Notenbank-Chefs der G7 wollen bei einer Telefonkonferenz über Spanien beraten. Der Bankensektor des Landes taumelt nach dem Kollaps des Immobilienmarktes immer tiefer in die Krise. Am Mittwoch tritt dann der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen. Börsianer spekulieren seit Tagen auf neue Hilfen wie zum Beispiel weitere langfristige Billig-Kredite für die Finanzbranche.

Vor diesem Hintergrund gewann der europäische Bankenindex 0,5 Prozent. Unternehmen aus diesem Sektor belegten die vier ersten Plätze der EuroStoxx50-Gewinnerliste. An der Spitze lagen BNP Paribas und Societe Generale mit Kursgewinnen von jeweils mehr als zwei Prozent. Die spanischen Institute BBVA und Santander notierten jeweils rund 1,5 Prozent fester.