Sonnensturm schwächer als erwartet

Sonnensturm schwächer als erwartet
(AP)

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Gefahr aus dem All: Sonnenstürme können den Flugverkehr und Satelliten stören, aber auch zu Stromausfällen führen. Bislang ging es aber glimpflich aus. Doch für eine Entwarnung ist es noch zu früh.

Ein Sonnensturm, der am Donnerstag die Erde getroffen hat, hat sich zunächst als schwächer herausgestellt als erwartet. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, sagte Joe Kunches von der US-Wetterbehörde NOAA am Donnerstagabend (MEZ) auf Anfrage. Demnach wurde nicht ausgeschlossen, dass sich das magnetische Feld des Sturmes bis zum Freitagvormittag doch noch verstärkt – solange hält das Ereignis nach den Vorhersagen der Behörde an.

Zuvor war befürchtet worden, dass der Sturm Ausfälle bei Stromnetzen und GPS-Navigationsgeräten verursachen könnte. Stromnetz-Betreiber waren nach Angaben der NOAA daher vorgewarnt worden. Wissenschaftler sorgten sich auch um Satelliten. Derartige gravierende Auswirkungen gab es aber zunächst nicht, wie Kunches sagte. Bis zum Donnerstagabend traten der NOAA zufolge lediglich einige Störungen im Funkverkehr bei Flügen über den Polen auf. Über dem Norden Europas wurden abendliche Polarlichter erwartet; in Teilen Russlands war das Himmelsphänomen schon früher zu sehen.

Keine Entwarnung

Der Sturm war in einer Stärke von G3 auf einer Skala von G1 bis G5 (schwächste bis stärkste Intensität) erwartet worden. Die NOAA stufte ihn am Donnerstag aber dann nur in die Kategorie G1 ein: Demnach war das magnetische Feld des Sturms beim Eintreffen in einer Weise ausgerichtet, dass Schäden auf der Erde minimal blieben.

Experten erwarten, dass die Eruptionen in den nächsten Monaten noch zunehmen. Im Mai 2013 soll es die stärkste Aktivität geben – aus den Außenschichten der Sonne werden dann besonders oft große Gaswolken ins All geschleudert.

Naturschauspiel

Der Sturm sollte noch den ganzen Tag andauern. Über dem Norden Europas könnten am Abend bunte Polarlichter zu sehen sein. Dem Deutschen Wetterdienst zufolge stehen die Chancen dafür zumindest nördlich der Mittelgebirge „gar nicht schlecht“.

Ein relativ schwacher Sturm sei schon am Mittwochabend messbar gewesen, erklärte Paolo Ferri vom Raumflugkontrollzentrum Esoc der europäischen Raumfahrtagentur Esa. „Wir haben jetzt Warnungen vor einem Sturm, der am Abend kommen soll.“ Erwartet werde, dass dieser fünffach stärker ausfalle. Bislang seien keine Schäden an Satelliten bekannt, sensible Geräte seien vorsichtshalber schon am Mittwoch abgeschaltet worden. Schwierig sei es derzeit, die Lageregelung der Raumsonde „Venus Express“ zu kontrollieren.

Verschont

Die Eruption in der Nacht zum Mittwoch habe in der linken Sonnenhälfte gelegen, der Hauptsturm fliege deshalb wohl links an der Erde vorbei, sagte Curdt. „Er wird uns also vermutlich nicht voll treffen.“ Der Sturm im Januar habe die Erde rechts passiert. Das Gebiet auf der Sonne, in dem die aktuelle Eruption erfolgte, sei aber weiter aktiv. Es liege jetzt etwa auf der Sonnenmitte – am kommenden Wochenende sei deshalb die Wahrscheinlichkeit für gewaltige Sonnenstürme, die die Erde direkt treffen, am höchsten.

Sie könnten zum Ausfall von Flügen und Stromnetzen führen – und die Satelliten in der Erdumlaufbahn beeinträchtigen. „Es gibt zwei Probleme mit den Satelliten“, sagte Ferri. Manche Satelliten wie das Weltraumteleskop „Integral“ hätten sensible Geräte an Bord, die mit Hochspannung arbeiteten. „Und die reagiert sofort und sehr dramatisch.“ Die Geräte würden deshalb bei einer Sonnensturm-Warnung sofort abgeschaltet. „Das haben wir gestern schon gemacht mit ‚Integral‘.“ Die Vorhersage von Sonnenstürmen, die auf die Erde zurasen, habe sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert – und die Gefahr für Schäden an Satelliten damit verringert.

Sateliten

Das schlimmste Problem sei ohnehin ein anderes, erläuterte Ferri. Die Lage mancher Satelliten werde über spezielle Sternensensoren gesteuert. „Diese Sternensensoren werden praktisch blind, wenn dieser Sturm geladener Partikel kommt. Im Moment erleben wir das bei ‚Venus Express‘.“ Die Raumsonde fliege um die Venus, die Intensität des Sonnensturms sei dort noch stärker. Ausweichend könnten Radiosignale zur Lagesteuerung genutzt werden – das sei aber sehr aufwendig und nicht so präzise.

Für Mitte 2013 rechnen Experten mit einem Maximum der Sonnenaktivität – aus ihren Außenschichten werden dann besonders oft große Gaswolken ins All geschleudert. Die Aktivität schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren und nimmt seit 2010 wieder zu.

Der aktuelle Sturm ist nach Nasa-Angaben der zweitstärkste des aktuellen Sonnenzyklus. In den nächsten eineinhalb Jahren wird es wohl noch mehrere Sonnenstürme geben, die stärker werden. Wie viele es sein werden, kann nicht vorhergesagt werden.