Silberstreif für Japans Wirtschaft

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Der Schock angesichts der Katastrophen klingt zumindest in der Wirtschaft Japans etwas ab. Die Industrie scheint langsam an Boden zu gewinnen. Die Risiken aber bleiben - vor allem die Autobauer kämpfen.

Lichtblick für Japans schwer getroffene Wirtschaft: Die Industrieproduktion legte im April leicht zu. Die Arbeitslosenquote stieg nur wenig. Die großen Automobilproduzenten haben aber weiter schwer an den Folgen der Erdbebenkatastrophe zu tragen. Auch die US-Ratingagentur Moody’s ist eher skeptisch und zeigte sich über das künftige Wirtschaftswachstum Japans besorgt. Die Analysten überprüfen derzeit ihre Bewertung der Bonität des Landes und deuteten wie zuvor die Ratingagenturen Standard & Poor’s und Fitch eine mögliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit an.

Im März war die Industrieproduktion Japans wegen des verheerenden Erdbebens vom 11. März mit anschließendem Tsunami um 15,5 Prozent gefallen. Es war der schlimmste Einbruch in der Geschichte des Landes. Viele Unternehmen hatten ihre Produktion infolge der Naturkatastrophe drosseln oder ganz einstellen müssen.

Toyota stark betroffen

Besonders traf es Japans Vorzeigeunternehmen Toyota. Die heimische Produktion fiel als Folge auch im April verglichen mit dem Vorjahresmonat um mehr als 78 Prozent auf 53 823 Autos, weltweit sank die Produktion um fast 48 Prozent auf 308 555 Autos. Insgesamt brach die heimische Produktion der Autobranche Japans im April um 60,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 292 001 Fahrzeuge ein.

Die Industrieproduktion Japans legte im April verglichen mit dem Vormonat saisonbereinigt um ein Prozent zu. Wie die Regierung in Tokio berichtete, wird im Mai und Juni mit einem noch deutlicheren Zuwachs gerechnet – nämlich um 8 Prozent beziehungsweise 7,7 Prozent. Der japanische Aktienmarkt reagierte am Dienstag mit deutlichen Kursgewinnen.

Arbeitslosenrate stabil

Auch am Arbeitsmarkt scheinen die negativen Folgen weniger dramatisch. Die Arbeitslosenquote stieg im April leicht auf 4,7 Prozent. Im Februar und März hatte sie bei 4,6 Prozent gelegen, dem niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Bei der Berechnung der Arbeitslosenquote wurden allerdings die Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima seit März ausgenommen, da eine Datenerfassung in den von Beben und Tsunami verwüsteten Regionen noch immer nicht möglich ist.

Die US-Ratingagentur Moody’s sieht die künftige Kreditwürdigkeit Japans kritisch. Derzeit werde die Einstufung „Aa2“ für Staatsanleihen in einheimischer und ausländischer Währung überprüft, teilte Moody’s mit. Auslöser seien Sorgen, dass Japans Finanzstärke langfristig unter den Folgen der Erdbebenkatastrophe leiden könnte. Nur mit einer konsequenten Strategie könne die Regierung ein Ausufern des Haushaltsdefizits verhindern. Zum Vergleich: Deutschland erhält regelmäßig Bestnoten von den Ratingagenturen, das sogenannte Triple A («AAA») und kann sich damit günstiger am Kapitalmarkt finanzieren als schlechter bewertete Staaten.

Japans Schulden

Nach Ansicht der Analysten könnte der hohe Schuldenstand Japans ohne geeignete Gegenmaßnahmen deutlich über das gegenwärtige Niveau steigen. Dieses liege bereits über dem anderer Industrieländer. Japans Staatsverschuldung belief sich Ende 2010 auf 210 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Vor wenigen Tagen hatte Fitch seinen Ausblick für die langfristige Beurteilung der Bonität Japans von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt. Die Ratingagentur stuft die Bonität des Landes derzeit mit der Note «AA» ein. Im April hatte Standard & Poor’s seinen Ausblick ebenfalls von „stabil“ auf «negativ» heruntergestuft.