Schwere Vorwürfe gegen Sarkozy in Bettencourt-Skandal

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Neue Enthüllungen im Steuerskandal um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt haben den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy in Bedrängnis gebracht.

Die Website Mediapart berichtete an Dienstag unter Berufung auf eine ehemalige Vermögensverwalterin Bettencourts, die Milliardärin habe Sarkozy in dessen Zeit als Bürgermeister des Pariser Vororts Neuilly-sur-Seine mehrfach Umschläge voll Geld zugesteckt.

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Später habe sie 150.000 Euro in bar für den Präsidentschaftswahlkampf Sarkozys beigesteuert. Der Elysée-Palast dementierte umgehend. Es sei „vollkommen falsch“ zu behaupten, dass Sarkozy regelmäßig Bargeld von Bettencourt erhalten habe.

Der Präsident selbst sprach von einer „Verleumdung“ ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit. „Ich wünschte wirklich, das Land interessierte sich für die wichtigen Probleme“, schimpfte Sarkozy am Rande eines Besuchs in einem Krankenhaus in der Kleinstadt Brie-Comte-Robert südöstlich von Paris.

Auch der Schatzmeister von Sarkozys Partei UMP, Eric Woerth, zeigte sich über den Bericht empört. „Ich habe in der Politik niemals einen einzigen Euro angenommen, der nicht legal gewesen wäre“, sagte Woerth, der laut Mediapart die Wahlkampfspende in Höhe von 150.000 Euro entgegengenommen haben soll.

Für Woerth ist die Sache besonders unangenehm: Der heutige Arbeitsminister war bis vor einem Jahr Finanzminister und sieht sich schon seit Wochen dem Vorwurf ausgesetzt, im Fall Bettencourt Steuerhinterziehung gedeckt zu haben. Woerths Frau Florence arbeitete nämlich in den vergangenen drei Jahren für die Firma Clymène, die einen Teil von Bettencourts Vermögen verwaltet.

Für Clymène war auch die Vermögensverwalterin tätig, auf die sich der Mediapart-Bericht beruft. Der Anwalt der nur als „Claire T.“ identifizierten Frau sagte am Dienstag dem Radio-Sender France Info, Mediapart habe die Aussagen seiner Mandantin korrekt wiedergegeben.

Opposition fordert Erklärung des Präsidenten

Die Opposition verlangte von Sarkozy eine vollständige Aufklärung der Vorwürfe. „Der Präsident der Republik muss sich jetzt schnellstens erklären, mit aller Klarheit und Transparenz“, sagte die Vorsitzende der Sozialisten, Martine Aubry, dem Sender RTL.

Dass die Milliardärin Bettencourt einen Teil ihres Vermögens vor dem französischen Fiskus versteckte, war durch Mitschnitte von Telefongesprächen der L’Oréal-Erbin mit der Vermögensverwaltung Clymène bekanntgeworden.

Bettencourt wurde von ihrem eigenen Butler abgehört, der offenbar im Auftrag der Tochter der Milliardärin nachzuweisen versuchte, dass die 87-Jährige unzurechnungsfähig sei. Bettencourts Tochter missfällt, dass ihre Mutter einem befreundeten Künstler Geschenke im Wert von fast einer Milliarde Euro gemacht hat.

(apn)