/ Schärfere Flughafen-Kontrollen nach US-Anschlagversuch

Weil nun etwa mehr Passagiere als bislang abgetastet werden, rief die Bundespolizei Reisende am Wochenende dazu auf, pünktlich am Flughafen zu sein und Geduld mitzubringen. Neue Regeln – etwa für Handgepäck – gibt es jedoch nicht. Auf Anordnung von US-Behörden müssen Passagiere während des Fluges in der letzten Stunde vor der Landung in den USA sitzen bleiben und dürfen keine persönlichen Gegenstände mehr auf ihrem Schoß haben. Ein 23-jähriger Nigerianer hatte in der Nacht auf Samstag versucht, eine Airbus-Maschine aus Amsterdam mit fast 300 Passagieren kurz vor der Landung in Detroit in die Luft zu sprengen. Dabei blieb zunächst unklar, ob die Bombe nicht vollständig zündete oder das Eingreifen der Passagieres Schlimmeres verhinderte. Der Attentäter zog sich selbst schwere Verbrennungen zu und wurde verhaftet. Die US-Behörden erhoben Anklage gegen den Mann, der aus einer prominenten Bankiersfamilie stammt und in London Ingenieurwissenschaften studierte. Dabei gehen die US-Behörden auch seiner Behauptung nach, Verbindungen zum gefürchteten Extremisten-Netzwerk Al-Kaida zu haben. Ein US-Regierungsmitarbeiter nannte den Vorfall einen versuchten Terrorakt. Die Londoner Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen.
Crew und Passagiere überwältigen Täter
Als der Täter einen Sprengsatz an seinem Bein zündete, wurde er von Passagieren und Besatzungsmitgliedern überwältigt, so dass das Flugzeug sicher landen konnte. Von den insgesamt 278 Passagieren erlitten bei dem Zwischenfall zwei leichte Verletzungen. Die EU-Kommission erklärte, der Vorfall zeige erneut, dass im Kampf gegen den Terror ständige Wachsamkeit erforderlich sei.
Der Mann mit dem Namen Umar Farouk Abdulmutallab trat seine Reise in der nigerianischen Metropole Lagos an und stieg in Amsterdam um. Auf dem Flughafen Schiphol durchlief er die üblichen Sicherheitschecks wie Metalldetektoren, die jedoch nach Angaben der dortigen Behörden den Schmuggel gefährlicher Substanzen nicht völlig ausschließen könnten. Deshalb war es ihm gelungen, ein hochexplosives Pulver an Bord zu bringen. Flugpassagiere und Mitglieder der Crew berichteten, Abdulmutallab habe sich kurz vor der Landung 20 Minuten auf der Bord-Toilette aufgehalten. Nach der Rückkehr zu seinem Sitz habe er sich eine Decke übergezogen. Dann habe es mehrmals geknallt und ein Teil des Flugzeugs habe in Flammen gestanden. Im Verhör gestand er, das Pulvergemisch mittels einer mit Chemikalien gefüllten Spritze zur Explosion bringen zu wollen.
US-Geheimdienst hatte bereits Datei über Täter
Medienberichten zufolge gab der Mann im Verhör an, Mitglieder von Al-Kaida hätten ihm die Bombe im Jemen übergeben. Ein Freund der Familie berichtete, Abdulmutallab sei zwei mal in den Jemen gereist – angeblich, um dort Arabisch- und Islam-Kurse zu besuchen. Nach Angaben der Familie ist der 23-Jährige der Sohn eines bekannten Bankers in Nigeria. Dieser habe sich über die extremen religiösen Ansichten des Sohnes Sorgen gemacht und ihn sogar vor sechs Monaten bei der US-Botschaft und nigerianischen Sicherheitsbehörden gemeldet. Die US-Regierung legte deshalb eine Datei über ihn an – allerdings verfügte sie nach eigenen Angaben nicht über genug negative Informationen, um ihn auf eine Flugverbotsliste zu setzen. Die Bundespolizei spürte in einer ersten Analyse in der Bombe die Substanz PETN auf, die auch der sogenannte Schuhbomber Richard Reid vor genau acht Jahren bei seinem Anschlagversuch über dem Atlantik verwendet hatte. Der in Großbritannien geborene Reid, der sich selbst als Anhänger von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden bezeichnet hat, sitzt eine lebenslange Haftstrafe in den USA ab.