REEL 2010: Keine Spur von Politikverdrossenheit

REEL 2010: Keine Spur von Politikverdrossenheit

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Die viertägige „Réunion européenne des étudiants luxembourgeois“ (REEL) hat am Donnerstag in Zürich begonnen. Etwa 150 luxemburgische Studenten trafen sich bereits am frühen Morgen zu Workshops an der ETH Zürich. Diskutiert wurde über die Neuregelung der Studienbeihilfen sowie die Rolle des Sekundarunterrichts.

Dhiraj Sabharwal

Im ersten Workshop beschäftigten sich die Studenten engagiert und kritisch mit der umstrittenen Neuregelung der Studienbeihilfen. Die meisten Teilnehmer bestätigten, dass sie ausschließlich von der luxemburgischen Studentenvereinigung ACEL („Association des Cercles d’Etudiants Luxembourgeois“) über die Neuregelung informiert worden seien. Weder Politiker, noch staatliche Organe wie der CEDIES hätten mit ihrer Kommunikationspolitik für Transparenz gesorgt. Dementsprechend groß war die Verwirrung unter den Studenten. Einige „REELaner“ wussten nicht so recht, wer wie viel finanzielle Unterstützung beanspruchen kann und darf.

Ein weiterer Kritikpunkt lautete, dass keine genauen Angaben über die Gesamtzahl luxemburgischer Studenten vorlägen. Man basiere die Zahl, wie viele Luxemburger eigentlich studierten, lediglich auf Personen, die eine Studienbeihilfe anfragen. Dass die Regierung davon ausginge, dass 95 Prozent aller Studenten eine Beihilfe in Anspruch nehmen, sei Unfug und basiere auf keinerlei Fakten. Aktuelle Zahlen seien deshalb nicht repräsentativ. Die Studenten forderten konkrete Zahlen, die nicht auf Spekulationen beruhen.

Für jeden die gleiche Beihilfe?

Grundsätzlich begrüßten die Studenten die Neuregelung der Studiengebühren aber. Es sei positiv, dass junge Luxemburger sich unabhängig von ihren Eltern ein Studium finanzieren könnten. Die neue Studienbeihilferegelung fördere dadurch die Autonomie der Studenten. Für Aufruhr sorgte hingegen folgende Frage: Ist es gerecht, dass jemand, der an einem teuren Standort an einer Elite-Universität studiert, die genau gleiche finanzielle Unterstützung erhält wie jemand der in Luxemburg studiert und in seinem Elternhaus lebt?

Wer zu Hause lebe und studiere, benötige eine geringere Studienbeihilfe, da die Eltern für alle Kosten des Studenten aufkämen, so das Argument eines „REELaners“. Folgende Antwort sorgte für Gelächter unter den Anwesenden: „Man hat die freie Wahl dort zu studieren, wo man will. Wer einen teuren Standort aussucht, ist selbst schuld und hat bestimmt reiche Eltern, die einen ohnehin unterstützen, wenn es mit den 13.000 Euro Studienbeihilfe knapp wird. Da muss man den Lebensstandard halt anpassen“.

Allgemeinwissen autonom erarbeiten

Soll die Sekundarschule Allgemeinwissen vermitteln oder muss sich jeder Schüler diese Sozialkompetenz in seiner Freizeit aneignen? Im zweiten Workshop waren die Studenten bezüglich dieser Frage geteilter Meinung. Das Lehrpersonal sei dafür verantwortlich, die Jugendlichen zu motivieren, sich außerhalb der Schule weiterzubilden. Nur so könnten mündige Bürger Eigeninteresse für diverse Themen entwickeln, meinten die Reform-Kritiker unter den Studenten. Deren Befürworter entgegneten, dass das Erstellen von Portfolios, das zum kreativen Denken und Schreiben anregt, durchaus im Sekundarunterricht denkbar sei. Dies müsse aber auf freiwilliger Basis geschehen und vom Lehrpersonal begleitend gefördert werden.