Rauchen ist in New York verpönt

Rauchen ist in New York verpönt

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Restaurants, Büros, Parks, Strände - auf seinem Kreuzzug gegen Zigaretten hat New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg das Rauchen schon an vielen Orten verboten und die Stadt damit einschneidend verändert. Aber der Unternehmer ist noch lange nicht fertig.

Gemütlich sitzt Woody Allen im Film-Klassiker „Manhattan“ mit Freunden in einem New Yorker Café – und raucht. In „Frühstück bei Tiffany“ zieht Schauspielerin Audrey Hepburn gleich in Dutzenden Szenen an ihrer berühmt gewordenen langen, weißen Zigarettenspitze. Heute unvorstellbar. Das aus den Filmklassikern nicht wegzudenkende, allgegenwärtige Rauchen in New York ist weitgehend rar und verpönt geworden – und das vor allem wegen eines Mannes: Michael Bloomberg. Seit fast zwölf Jahren ist der Milliardär Bürgermeister der US-Ostküstenmetropole und seitdem auf Dauer-Kreuzzug gegen die Zigarette.

Der Bürgermeister von New York hat dem Rauchen den Krieg erklärt. (dpa)

Gleich zum Amtsantritt verbot Bloomberg das Rauchen in fast allen Bars und Restaurants. Raucher trafen sich nun auch bei klirrender Kälte auf dem Bürgersteig vor den Kneipen. Rasch prägten sie dabei das Wort „smirting“ – eine Mischung aus rauchen („smoking“) und schäkern („flirting“) beim erzwungenen gemeinsamen Außen-Aufenthalt.

Viele Verbote

Es folgten Verbote für Büros, öffentliche Gebäude und schließlich Parks, öffentliche Plätze und Strände. Bei Picknicks im Central Park oder dem Sonnenbaden in Coney Island sind Zigaretten seitdem verschwunden. „Die New Yorker, die für frische Luft und Spaß in die Parks und an die Strände gehen, können jetzt noch frischere Luft atmen und an Stränden liegen, die nicht mit Zigarettenstummeln verschmutzt sind“, verteidigte Bloomberg das Gesetz nach der Verabschiedung. Wer sich nicht an die zu den schärfsten Anti-Zigaretten-Regelungen der USA gehörenden Vorschriften hält, dem drohen empfindliche Geldstrafen.

Und Bloomberg ist noch lange nicht fertig: Rauchen soll erst ab 21 Jahren und nicht wie bislang ab 18 erlaubt sein. Und ein Päckchen Zigaretten soll mindestens 10,50 Dollar (etwa 8 Euro) kosten – was es in den meisten Läden schon tut. Ob der Milliardär, der bei seinem Kreuzzug öffentliche Aufklärungsmaßnahmen weltweit auch mit viel eigenem Geld unterstützt, die Maßnahmen in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit durchsetzen kann, ist fragwürdig. Falls nicht, hat sich Bloomberg schon die passende Nachfolgerin gewünscht: die Vorsitzende des New Yorker Stadtrats, Christine Quinn, die sich in Rauchfragen bislang mit Bloomberg immer einer Meinung gezeigt hat.

Zufriedene Gesundheitsbehörden

Gesundheitsbehörden attestieren Bloombergs Maßnahmen Wirkung. Nachdem es ein Jahrzehnt lang keine Veränderungen gegeben habe, sei die Zahl der rauchenden New Yorker zwischen 2002 und 2006 um fast 20 Prozent gesunken, teilten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mit. Angaben der städtischen Gesundheitsbehörde zufolge sank die Zahl der rauchenden Erwachsenen seitdem weiter. Aber: Bei Schülern blieb sie bei rund 8,5 Prozent stabil – rund halb so viel wie im Rest der USA. Jedes Jahr sterben weiterhin etwa 7000 New Yorker an den Folgen des Rauchens.

Protest blieb nicht aus. Unter Gastronomen, aus Prinzip freiheitsliebenden Amerikanern und natürlich überzeugten Rauchern hat sich Bloomberg viele Gegner geschaffen. „Wir bewegen uns auf eine totalitäre Gesellschaft zu“, kritisierte der New Yorker Abgeordnete Robert Jackson. Und auch Manhattans Schriftsteller-Ikone und überzeugte Kettenraucherin Fran Lebowitz (62) schimpfte: „Bloomberg glaubt, er sei der Bürgermeister des Gesundheitswesens. Aber meiner Meinung nach ist er der schlechteste Bürgermeister aller Zeiten.“

Es wird sie nicht freuen, dass der neun Jahre ältere Bloomberg schon die nächste Idee hat: Verkäufer dürfen bald Zigaretten in New York nicht mehr öffentlich anbieten, sondern müssen sie außer Sicht in der Schublade oder im Schrank haben. Eine Schachtel bekommt dann nur, wer gezielt danach fragt. Bückware auf amerikanisch.