/ Parlamentswahl im Irak von blutigen Anschlägen begleitet
Extremistengruppen wie Al-Kaida hatten vor der Abstimmung mit Gewalt gedroht. Doch nach Einschätzung der Behörden und des US-Militärs gelang es ihnen nicht, die Wähler einzuschüchtern.
Obama würdigt irakische Wähler
Fast 19 Millionen Bürger des nach Volksgruppen und religiöser Überzeugung tief gespaltenen Landes waren aufgerufen, 325 Abgeordnete unter rund 6200 Kandidaten auszuwählen. Damit entschieden sie auch über die Regierung, die nach dem bis Ende 2011 geplanten Abzug der US-Truppen für Stabilität im Land sorgen soll.
Nach Schließung der Wahllokale am Abend (15.00 Uhr MEZ) beglückwünschte US-Präsident Barack Obama die irakischen Wähler dafür, dass sie trotz der Gewalt ihre Stimmen abgegeben hätten.
Nach UN-Angaben könnten Mitte der Woche die ersten Ergebnisse vorliegen. Beobachter erwarten jedoch, dass weder die säkular auftretende Allianz um Ministerpräsident Nuri Al-Maliki noch das Bündnis des Ex-Regierungschefs Ijad Allawi oder die ebenfalls aussichtsreiche Gruppierung von Schiiten-Parteien allein eine Regierungsmehrheit bekommen werden. Deshalb könnte dem ölreichen Staat ein wochen- oder monatelanges Tauziehen um die Bildung einer stabilen Koalition bevorstehen.
Allein in der Hauptstadt starben nach offiziellen Angaben 29 Menschen bei Bombenanschlägen auf Wohnhäuser. Neun weitere wurden bei Raketen- und Granatenangriffen oder durch Bomben an den Straßenseiten getötet. „Wir befinden uns im Kampf“, sagte ein Sprecher der Sicherheitskräfte in Bagdad.
Trotz der Gewalt lockerten die Behörden ein Fahrverbot, mit dem Autobombenanschläge verhindert werden sollte. Private Pkw durften in Bagdad wieder auf die Straßen, für Busse und Lastwagen blieb das Verbot bestehen. Laut Außenminister Hoschijar Sebari handelte es sich überwiegend um nicht gezielte Angriffe, die die Menschen einschüchtern sollten. Sicherheitsvertretern zufolge wurden die meisten Geschosse aus überwiegend sunnitischen Bezirken abgefeuert.
Sturz Saddam Husseins
Seit dem Sturz Saddam Husseins wird die Politik im Irak von schiitischen Parteien dominiert. Der ebenfalls schiitische Regierungschef Maliki forderte alle Parteien auf, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Wer heute gewinne, könne schon morgen verlieren und umgekehrt, sagte Maliki bei seiner Stimmabgabe in der schwer bewachten „Grünen Zone“ von Bagdad. Sein Gegner Allawi beklagte Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung. Die Iraker stimmten über das Parlament für die zweite vollständige Legislaturperiode seit der US-geführten Invasion im Jahr 2003 ab.
Reuters (aktualisiert 07.03.2010, 19:59 Uhr)