Offenbar vier Tote bei Zusammenstößen in Teheran

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Bei Demonstrationen von Oppositionsanhängern im Iran ist es am Sonntag zu den schwersten Zusammenstößen seit dem Höhepunkt der Proteste gegen die Präsidentschaftswahl im Juni gekommen.

Dabei wurden nach Informationen aus Oppositionskreisen und Berichten von Augenzeugen in der Hauptstadt Teheran mindestens vier Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Zusammenstöße wurden zum Höhepunkt des schiitischen Aschura-Festes auch aus den Städten Isfahan und Nadschafabad gemeldet. Mit Sprechchören wie „Tod dem Diktator“ gingen in Teheran mehrere tausend Anhänger der Oppositionsbewegung auf die Straße. Auf der Engelab-Straße gaben die staatlichen Einsatzkräfte zunächst Warnschüsse in die Luft ab und gingen mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Menschenmenge vor. Schließlich hätten sie direkt auf Demonstranten geschossen, berichteten Augenzeugen und die dem Reformlager nahestehende Website Rah-e-Sabs. Eines der Todesopfer sei ein älterer Mann mit einer Schusswunde auf der Stirn. Augenzeugen sahen, wie er mit blutüberströmtem Gesicht von Anhängern der Opposition weggetragen wurde. Aufgebrachte Demonstranten warfen nach Augenzeugenberichten Steine auf die Einsatzkräfte und setzten Dutzende von Motorrädern in Brand, wie sie von den Basidsch-Milizionären eingesetzt werden. Über dem Zentrum von Teheran stiegen zeitweise schwarze Rauchwolken auf, Sirenen von Rettungswagen waren zu hören. Polizeihubschrauber kreisten über den Straßen.
Zwtl: Tränengas und Pfefferspray gegen Demonstranten
Journalisten internationaler Nachrichtenmedien war es verwehrt, über die Kundgebung zu berichten. Wie in der Vergangenheit bei ähnlichen Zusammenstößen wurde das Mobilfunknetz abgeschaltet, Internetleitungen waren auf eine minimale Bandbreite gedrosselt. Bereits am Samstag kam es zu ersten Zusammenstößen, wie die Betreiber von Rah-e-Sabs berichteten. Dabei wurde Tränengas und Pfefferspray gegen Demonstranten eingesetzt. Die Spannungen im Iran begannen im Juni nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl, bei der sich Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad eine zweite Amtszeit sicherte. Die Situation verschärfte sich vor einer Woche mit dem Tod des regimekritischen Geistlichen Ayatollah Hossein Ali Montaseri. Am vergangenen Montag nahmen mehrere zehntausend Menschen an der Beisetzung Montaseris in der Stadt Ghom teil.
Zwtl: Hardliner stören Rede Chatamis
Am Samstagabend sprengten rund 50 regierungstreue Aktivisten eine Rede des populären früheren Präsidenten Mohammad Chatami. Wie die der Reformbewegung nahestehenden Website Salaam News berichtete, wurden einige der Zuhörer geschlagen. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Die Angreifer hätten Parolen gerufen, in denen sie dem obersten geistlichen Führer, Ayatollah Ali Chamenei, ihre Unterstützung bekundet hätten. Chatami sprach in der früheren Residenz des verstorbenen Gründers der islamischen Republik, Ayatollah Ruhollah Chomeini, im Norden Teherans.