Nordirlands Regierungschef stolpert über Nebenbuhler

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Nordirlands Regierungschef Robinson stolpert über eine Affäre seiner Frau, kann aber das Gesicht wahren: Er nimmt eine Auszeit von sechs Wochen, aus der er nicht ins Amt zurückkehren dürfte. Seine Frau legt alle Ämter nieder. Von unserem Korrespondenten Gabriel Rath, London

Machtteilung, zweite Stufe: Nach der Affäre um seine Frau Iris legt der nordirische Regierungschef Peter Robinson für vorerst sechs Wochen sein Amt nieder. Gleichzeitig behält er aber den Vorsitz der protestantischen Democratic Ulster Party (DUP), die mit der katholischen Sinn Fein die Provinz regiert.
Robinson wird durch die bisherige Wirtschaftsministerin Arlene Foster, eine 39-jährige Juristin, abgelöst.

Rückkehr ins Amtunwahrscheinlich

Eine Stellungnahme von Robinson (60) vor dem Parlament in Belfast wurde kurzfristig abgesagt. Davor hatten ihm Parteifreunde seiner Democratic Ulster Party (DUP) zwar öffentlich den Rücken gestärkt. Eine Rückkehr von Robinson gilt gleichwohl als unwahrscheinlich. Der Abgeordnete Jim Allister: „Man kann sich nicht vorstellen, dass er noch einmal zurückkommen kann.“
Die Krise in der DUP wurde durch die Frau Robinsons ausgelöst, die vor zwei Jahren nicht nur eine Affäre mit einem 40 Jahre jüngeren Mann hatte, sondern diesem auch 50.000 Pfund (56.000 Euro/82.000 Franken) verschaffte. Robinson versäumte es, die Behörden von diesem Geld zu informieren, bestreitet aber vehement jedes Fehlverhalten. Noch am Freitagabend hatte er einen Rückzug vehement ausgeschlossen, über das Wochenende wurden aber immer mehr kritische Stimmen vor allem von Seiten der Oppositionsparteien laut.

Friedensprozesswieder auf der Kippe

Die protestantische DUP regiert in einer heiklen Machtteilung mit der katholischen Sinn Fein. Die Parteien streiten zurzeit über die Ausweitung der Rechte der lokalen Polizei und Justiz. Der Friedensprozess in Nordirland steht damit wieder einmal auf der Kippe, auch die Anschlagsversuche mehren sich. Weil die britische Regierung immer noch in der Provinz Ulster mitzureden hat, stand die DUP unter Druck, eine rasche Lösung zu finden. London kann im Notfall die nordirische Selbstverwaltung aussetzen. Iris Robinson, die Auslöserin der aktuellen politischen Verwerfungen, hat sich indes nach Parteiangaben in „medizinische Behandlung“ begeben.
Schon am Wochenende legte sie ihre Parteifunktionen und ihre Mandate in London und Belfast nieder. Mittlerweile sind Gerüchte über weitere Affären der 60-Jährigen aufgetaucht, die in der Vergangenheit besonders mit ihren gnadenlosen religiösen Urteilen über die angeblichen Sünden aufgefallen war.