„Niemand weiß, wo die Trümmer liegen“

„Niemand weiß, wo die Trümmer liegen“
(AP/Koji Ueda)

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Gleich drei Reaktoren hatten eine Kernschmelze in dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima ausgelöst. Die Regierung verspricht schnelles Aufräumen, doch Experten haben kein Drehbuch zur Hand.

Die Demontage des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima könnte nach Ansicht des Leiters der Arbeiten unbestimmte Zeit dauern. Angesichts der Zerstörung gleich dreier Atomreaktoren und der dabei freigesetzten Radioaktivität könne man nichts versprechen, sagte Naohiro Masuda in einem Interview der Nachrichtenagentur AP am Montag. Eine solche Atomkatastrophe habe es zuvor nicht gegeben, deswegen gebe es kein Drehbuch für den Umgang damit.

Die japanische Regierung zeigt sich optimistischer und rechnete zuletzt mit einer Zerlegung von Fukushima binnen zwei Jahren. Die Anlage im Nordosten der Insel Honshu war am 11. März 2011 in Folge eines Erdbebens und eines Tsunamis havaiert. In drei Reaktoren kam es zu Kernschmelzen, große Mengen an radioaktivem Material wurden freigesetzt und verseuchten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel. Verstrahltes Kühlwasser gelangte in großen Mengen auch in den Pazifik, wo es Fische aufnahmen.

Radioaktive Belastung

Diese Menge sei nun auf ein Millionstel desssen reduziert worden, was 2011 in das Meer gelangt sei, sagte Masuda. Die Konzentration von Radioaktivität sei dort mittlerweile auf derselben Stufe wie bei Trinkwasser. Menschen an den Küsten Nord- und Südamerikas müssten wegen der Belastung von Fischen keine Bedenken haben.

Durch die Atomkatastrophe verloren etwa 100.000 Menschen ihre Bleibe. Bisher haben es nicht einmal Roboter geschafft, auf das mit Trümmern übersäte Hauptgelände der Anlage Dai-ichi zu gelangen. Auch das wirft Zweifel auf, ob der Plan der Regierung und des viel kritisierten Betreibers Tepco umzusetzen sein wird – geschweige denn, wieviel dieses Unterfangen kosten dürfte.

Sicherheit und Konsequenzen

Masuda sagte dazu, er sei noch weit davon entfernt, solche Fragen endgültig beantworten zu können. Niemand wisse genau, wo die geschmolzenen nuklearen Trümmer liegen oder wie sie von dort entfernt werden könnten. Bisher könne er sich nur auf Computersimulationen und spekulative Szenarien stützen.

Im Juni hatten die Regierung und Tepco selbst eingeräumt, dass sich der Abbau der Anlage um rund zwei Jahre verzögern werde. Selbst die größten Optimisten gehen aber mittlerweile davon aus, dass dies noch ein halbes Jahrhundert in Anspruch nehmen werde. Neue Technologien müssen entwickelt werden, um die Anlage zu säubern.

Zudem sei es erforderlich, jeden Schritt auf Sicherheit und seine Konsequenzen für die Arbeiter und die Umwelt zu überprüfen, sagte Masuda. Er selbst hatte sich einen Namen gemacht, als er nach dem Tsunami 2011 Kernschmelzen oder Explosionen auf der Tochteranlage Dai-ni verhinderte. Sein damaliges schnelles und entschlossenes Handeln brachte Masuda, der seit 30 Jahren für Tepco arbeitet, 2014 seien aktuellen, schwierigen Job ein.