Neuseeland: 27 Bergleute vermisst

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Nach einer Explosion in einem neuseeländischen Kohlebergwerk werden noch 27 Bergleute vermisst. Fünf Arbeiter konnten sich nach Behördenangaben aus der Grube retten.

Kurz vor der Detonation sei kurzzeitig der elektrische Strom ausgefallen, sagte ein Sprecher der Polizei. Das habe möglicherweise die Ventilation in den Schächten beeinträchtigt und zu einer Ansammlung von Gas geführt. Rettungskräfte stehen bereit, um in die Grube einzusteigen, sobald die Sicherheitsfreigabe erteilt wird. Die Betreiberfirma Pike River Coal bestätigte unterdessen die Gasexplosion, die Ursache sei aber noch nicht geklärt.

Auf Fernsehbildern waren rund um die Öffnung eines Entlüftungsschachts auf dem Berg angesengte und geschwärzte Bäume zu sehen. Eine Hütte in der Nähe wurde von der offenbar heftigen Druckwelle aus dem Schacht umgeworfen. Berichten zufolge untersuchten Experten Luftproben aus dem Entlüftungsschacht, um etwaige giftige oder explosive Gase im Stollen festzustellen. Erst wenn das Bergwerk für sicher erklärt werde, erhielten die Rettungskräfte grünes Licht, in die Zeche einzusteigen. „Sie brennen darauf, da reinzugehen, und mit der Suche nach den Leuten zu beginnen“, sagte Polizeisprecherin Barbara Dunn. Das Herumstehen frustriere sie natürlich.

Jeder hat 30 Minuten Sauerstoff dabei

Die vermissten Kumpel tragen jeder einen Sauerstoffvorrat für 30 Minuten mit sich. Das sei genug, um die Schutzräume zu erreichen, in denen es genug Sauerstoff für mehrere Tage gebe, sagte der Vorsitzende von Pike River Coal, John Dow. Tony Kokshoorn, der Bürgermeister des in der Nähe gelegenen Ortes Greymouth sprach von bis zu 30 verschütteten Bergleuten. Es sei noch unklar, in welcher Tiefe sich die Explosion ereignet habe, aber sie sei sehr stark gewesen, sagte er. Peter Whittall, Chef der Betreiberfirma, sagte, 27 Bergleute würden vermisst – 15 Pike-River-Angestellte und 12 Mitarbeiter lokaler Auftragnehmer.

Neuseelands Ministerpräsident John Key sagte, die Situation in der Kohlezeche sei möglicherweise sehr gefährlich. „Die Regierung hat dem Betreiber mitgeteilt, dass sie jegliche notwendige Hilfe leisten werde. Der Betreiber des Bergwerks ist eine australische Firma und die australische Regierung hat uns auch kontaktiert und ihre Hilfe angeboten“, sagte er. Pike River Coal ist eine in Neuseeland registrierte Firma, an der australische Eigentümer die Mehrheit der Anteile besitzen.

Horizontale Schächte erleichtern Erkundung

Die Explosion ereignete sich Angaben des Energieministers Gerry Brownlee zufolge gegen 15.45 Uhr (Ortszeit). Rund eine halbe Stunde später sei der Kontakt zu den Bergleuten abgebrochen. Zunächst war unklar, ob die Bergleute zum Zeitpunkt der Explosion in einer großen Gruppe zusammen waren. Auch, ob die Kumpel der Weg zu den Notausgangsschächten versperrt sei, sei zunächst unklar, sagte Brownlee. Weil das Bergwerk aus horizontal getriebenen Stollen bestehe, ginge die Erkundung der Grube schnell vonstatten, sagte er.

Die Pike-River-Zeche wurde 2008 in Betrieb genommen. Ein waagerechter Tunnel führt rund 2,3 Kilometer tief in den Berg zu den Abbauschächten. Die Kohleflöze liegen rund 200 Meter unter der Oberfläche und sollen rund 55 Millionen Tonnen Steinkohle führen. Der vertikale Belüftungsschacht ist nach Betreiberangaben 108 Meter hoch. Die zum Bergwerkskomplex zugehörige Kokerei ist nach Unternehmensangaben die größte und modernste in Neuseeland. Dort werden bis zu 1,5 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr für den Export verarbeitet.

Nicht weit vom Bergwerk entfernt ereignete sich im Jahr 1967 eines der schlimmsten Grubenunglücke Neuseelands. Damals kamen 19 Kumpel bei einer Explosion unter Tage ums Leben.

dapd