Nein zu Marsmissionen mit Europäern

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Viele Astronomen sind am Boden zerstört. Die Nasa muss wichtige Programme zur Planetenerforschung streichen, weil das Geld dafür fehlt. Das größte Opfer: der Verzicht auf zwei große Marsprojekte mit der Esa.

Die US-Weltraumbehörde Nasa steigt aus Spargründen aus zwei gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa geplanten Marsmissionen aus. Das gab Nasa-Chef Charles Bolden am Montag bekannt. Grund für den Schritt sind demnach erhebliche Kürzungen im Etatplan 2013 der US-Behörde für die Planeten-Erforschung. Stattdessen sollen Programme zur bemannten Raumfahrt und die Entwicklung neuer Technologien verstärkt gefördert werden.

Astronomen hatten bereits seit längerem befürchtet, dass die Nasa die Axt bei kostspieligen Marsprogrammen ansetzen wird. So sprach der ehemalige Nasa-Wissenschaftler Scott Hubbard bereits im Vorfeld von einer «wissenschaftlichen Tragödie und einer nationalen Beschämung». Der Chef der Wissenschaftsvereinigung Planetary Society, Bill Nye, klagte, die Kürzungen würden „die planetare Erforschung bei der Nasa vernichten“. Vergangene Missionen mit Sonden und Robotern hätten zu „unglaublichen Entdeckungen“ geführt, und die USA benötigten mehr davon, nicht weniger.

Zwei Missionen geplant

Das zweistufige Marsprojekt „ExoMars“ unter Federführung der Esa sieht die Entsendung eines Orbiters 2016 vor, der in der Marsatmosphäre nach Methan suchen soll – dieses Gas könnte auf die Existenz von Mikroben auf der Oberfläche hindeuten. Die zweite Mission 2018 zielt auf die Landung eines Rovers auf dem Planeten ab: Er soll Gesteine und Boden zur späteren Beförderung auf die Erde sammeln.

Dem Internetportal „Space.com“ zufolge war vereinbart, dass die Nasa die Raketen sowie eine Reihe von Instrumenten für beide Missionen zur Verfügung stellt, außerdem das Landesystem für den Rover. Der Beitrag der Nasa sollte sich demnach auf 1,4 Milliarden Dollar (knapp 1,1 Milliarden Euro) belaufen, die Esa 1,2 Milliarden zahlen.

Andere Prioritäten

Insgesamt sieht der von US-Präsident Barack Obama vorgelegte Haushaltsentwurf für das am 1. Oktober beginnende Fiskaljahr 2013 17,7 Milliarden Dollar für die Nasa vor. Damit liegt der Plan zwar nur um 59 Millionen Dollar unter dem laufenden Etat 2012, aber die Gewichtung der Ausgaben verschiebt sich in Richtung Raumfahrttechnologien und bemannter Missionen.

So sieht der Obama-Entwurf, der allerdings noch vom Kongress gebilligt werden muss, Kürzungen bei der Erforschung des Sonnensystems von derzeit rund 1,5 Milliarden Dollar auf 1,2 Milliarden vor – das sind 20 Prozent. Dagegen sollen ungefähr 22 Prozent mehr für Technologien und 6 Prozent mehr für die bemannte und kommerzielle Raumfahrt ausgegeben werden, wie „Space.com“ erläuterte.

Überlegenheit wahren

Bolden sagte: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass harte Entscheidungen gefällt werden mussten“. Er sprach von einem insgesamt „stabilen Budget, das es uns erlaubt, eine Reihe verschiedener Dinge zu verfolgen“. Der Etatplan werde die Behörde „stark auf einem Weg vorwärtsbringen, der Amerikas Überlegenheit bei der Weltraumforschung bewahrt“.

Vorantreiben wird die Nasa laut dem Etatplan die Entwicklung der bisher mächtigsten Rakete der Nasa-Geschichte samt einer Kapsel, die eines Tages Astronauten zu fernen Zielen wie Asteroiden und schließlich sogar zum Mars bringen soll. Außerdem werden weitere Hunderte Millionen Dollar zur Förderung des Baus kommerzieller Raumfahrzeuge für Reisen in den näheren Weltraum und insbesondere zur Internationalen Raumstation ISS bereitgestellt.

Dass planetare Forschungsprojekte bluten werden, liegt nach Meinung vieler Wissenschaftler an einem anderen Projekt, das der Nasa wahrlich die Haare vom Kopf frisst: der Bau des James-Webb-Weltraumteleskops, das das Hubble-Observatorium ablösen soll. Es sollte ursprünglich 1,6 Milliarden Dollar kosten. Mittlerweile liegen die Ausgaben nach immer neuen Pannen und Verzögerungen schon bei fast 8,8 Milliarden – und der Start wird frühestens 2018 erwartet. Im Etatplan 2013 werden weitere 628 Millionen Dollar für das Teleskop bereitgestellt – gut 100 Millionen mehr als im laufenden Haushalt.