Das amerikanische „Pew Research Center“ hat zwischen dem 24. März und dem 7. April 2011 in Ägypten die erste repräsentative Meinungsumfrage seit dem Sturz Hosni Mubaraks am 11. Februar durchgeführt. Von den 1.000 befragten Ägypter aus allen Landesteilen unterstützen demnach 54 Prozent die Aufkündigung des 1979 geschlossenen Friedensvertrags mit Israel.
Die Resultate fielen je nach Einkommensklasse und Bildungsniveau unterschiedlich aus. 60 Prozent aus den ärmeren Schichten verlangten die Aufkündigung des Vertrags, 45 Prozent der reicheren hingegen dessen Beibehaltung, ebenso wie 40 Prozent jener Ägypter mit einem Universitätsabschluss.
Al Baradei abgeschlagen
Von den Parteien erhalten die Demokratiebewegung des 6. April und die konservativen Muslimbrüder am meisten Zustimmung. Sie wurden von über 70 Prozent als sehr oder mehrheitlich positiv beurteilt. Beide Gruppierungen waren maßgeblich am Aufstand im Januar und Februar 2011 beteiligt, die zum Sturz des Mubarak-Regimes geführt hatten.
Bei den möglichen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen Ende 2011 liegt Amr Mussa, der Vorsitzende der Arabischen Liga, vorn. 89 Prozent beurteilen ihn sehr oder mehrheitlich positiv. Der Oppositionspolitiker Ayman Nur kommt auf 70, der ehemalige Chef der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Mohammad Al Baradei auf 57 Prozent.
Mehr Abstand zu den USA gewünscht
Das Ansehen der USA ist leicht gestiegen, allerdings auf niedrigem Niveau. Nur 20 Prozent der Ägypter beurteilen die Supermacht als positiv, 3 Prozent mehr als 2010. 15 Prozent gaben an, Ägypten und die USA sollten ihre Beziehungen vertiefen, während sich 43 Prozent für etwas mehr Abstand aussprachen.
Die Umfrage bestätigt in Israel weitverbreitete Ängste, eine demokratisch gewählte Regierung in Ägypten könnte die Beziehungen zu Israel belasten. Die Muslimbrüder, die aufgrund dieser Umfrageergebnisse auf ein gutes Abschneiden bei den kommenden Parlamentswahlen im September hoffen dürfen, hatten sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, den Friedensvertrag mit Israel einem Referendum zu unterziehen.
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