„Mein Kampf“ bei Amazon auf Bestsellerliste

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Adolf Hitlers "Mein Kampf" stürmt die Hitparade bei Amazon. Das Werk wird zu Tausenden heruntergeladen – und im Geheimen gelesen.

In England thront zurzeit ein „historisches“ Buch auf Platz eins der Amazon-Charts in der Kategorie „Propaganda und politische Psychologie“. Es ist Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Etwas mehr als 50 Cent kostet die Onlineversion, die man sich neu auf sein Tablet runterladen kann. Und das wird zurzeit zu Tausenden gemacht, wie „The Guardian“ schreibt. Auch auf der Website einer Nonprofit-Organisation wurde das Buch bereits 100.000-mal heruntergeladen. Selbst in den iTunes-Charts ist das Cover mit dem grimmigen Gesicht des Führers zu sehen.

Laut Experten hat die plötzliche Popularität des Werkes damit zu tun, dass „Mein Kampf“ nun diskret auf dem Tablet in der Öffentlichkeit gelesen werden kann. „Die Menschen wollten wohl bis jetzt einfach nicht, dass das Buch zu ihnen nach Hause geliefert wird, dass es in der Wohnung im Bücherregal steht oder dass man damit in der U-Bahn gesehen wird“, sagt Journalist und Autor Chris Faraone, der die Geschichte ausgegraben hat, im Guardian. Es sei ein ähnliches Phänomen wie damals beim Erotik-Roman „50 Shades of Grey“, der ebenfalls am liebsten diskret gelesen wurde.

Interessiert an Geschichte

Die Gründe, warum die Käufer sich „Mein Kampf“ besorgen, sind unterschiedlich. So schreibt zum Beispiel Tom in einem Kommentar auf Amazon: „Ich war neugierig, ob ich Hitlers Fanatismus und Hass auf Juden auf den Grund gehen kann.“

Ein anderer Amazon-Kunde begründet seinen Kauf wie folgt: „Mich interessiert die Geschichte. Denn wer sich nicht für Geschichte interessiert, läuft Gefahr, die gleichen Fehler zu machen. Es war ein spannender Einblick in das Leben von Adolf Hitler – verfasst in seinen eigenen Worten.“

Das Buch „Mein Kampf“ entstand in Hitlers Haftzeit 1924 und wurde erstmals 1925 veröffentlicht. Insbesondere der erste Band wurde bis 1932 in der Weimarer Republik zu einem Bestseller. Der Besitz und Verkauf des Buches ist nicht strafbar. Der Bundesgerichtshof in Deutschland entschied 1979, dass der Besitz und die Verbreitung des Buchs legal sind. Die Nutzungsrechte an „Mein Kampf“ liegen zurzeit beim Freistaat Bayern. Doch diese enden am 1. Januar 2016. Es gibt Bestrebungen, prophylaktisch eine kommentierte Fassung herauszubringen, um gewinnorientierten Verlagen zuvorzukommen.