Luxemburg braucht sich hingegen keine Sorgen zu machen, die Chinesen bestätigten am Montag die Note AAA für das Großherzogtum.
Mood’y, Standard & Poor’s, Fitch Ratings: So heißen die großen Ratingagenturen, die mit ihren Urteilen über die Kreditwürdigkeit von Unternehmen immer wieder Beben in der Welt der Wirtschaft auslösen und deshalb immer wieder in heftige Kritik geraten. Von ihrer Note hängt ab, welchen Zinssatz Irland etwa für seine Kredite zahlen muss.
Doch sie sind nicht mehr alleine. Stimmen für eine europäische Ratingagentur werden immer lauter. Bislang ohne Ergebnis. China für seinen Teil hat den Worten Taten folgen lassen und eine Agentur gegründet: Dagong Global Credit Rating. Mitte letzten Jahres sprach Dagong die ersten Urteile für Staaten weltweit aus.
Eine weitere Abwertung der USA
Luxemburg attestierte Dagong die Bestnote AAA und bestätigte sie am Montag. In der Begründung schreibt Dagong: „Das Wirtschaftswachstum Luxemburgs gewinnt an viel Schwung und Nachhaltigkeit. Angetrieben durch den Export von Finanzdienstleistungen, erholt sich die luxemburgische Wirtschaft schneller als die der EU-Kernländer.“ Auf mittlere Sicht sieht Dagong das Wirtschaftswachstum Luxemburgs bei 3,2 Prozent.
Auf lange Sicht, so Dagong, sei vor allem die „andauernde Reform der Sozialversicherung ein Instrument, um das Bild der abnehmenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern und das Wachstumspotenzial zu erhöhen“. Das Unternehmen mit Sitz in Peking kennt die luxemburgische Wirtschaft in- und auswendig. „Die Investmentfonds-Industrie wird ihr starkes Wachstum beibehalten“, urteilen die Experten aus der chinesischen Hauptstadt.
Eine Schwachstelle findet die Ratingagentur dann doch: „Das große Potenzial für internen Handel zwischen Muttergesellschaften in Übersee und den Tochtergesellschaften in Luxemburg sowie dem Fondssektor macht die Wirtschaft anfällig für die Übertragung von internationalem Risiko.“ Es ist bekannt, dass unter Luxemburgs Banken nur wenige ihren Hauptsitz hierzulande haben. Kommt die Muttergesellschaft – die sich zum Beispiel in Island befindet – in Schwierigkeiten, leidet auch die Tochter in Luxemburg darunter. Verbesserte Regulierungen, so Dagong, hätten dieses Risiko für Luxemburg jedoch gesenkt.
Dagong mit Luxemburg zufrieden
Auch mit der luxemburgischen Reformpolitik zeigt sich Dagong zufrieden. „Die andauernde Rentenreform wird Luxemburg helfen, die finanzielle Last auf lange Sicht besser zu tragen“, schreibt Dagong.
Ferner liege Luxemburg mit einer Verschuldung von 18,4 Prozent der Wirtschaftsleistung Ende 2010 weit unter dem Durchschnitt der Industrienationen. Diese stehen im Mittel mit 94,0 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in der Kreide.
Stellt Dagong hingegen einen Missstand fest, fackelt sie nicht lange, besonders nicht, was die Kreditwürdigkeit der USA angeht, weiß die chinesische Tageszeitung China Daily auf ihrer Internetseite zu berichten.
Unabhängig davon, wie die derzeitige Debatte über den Staatshaushalt ausgeht, die USA werden heruntergestuft werden. „Es ist bloß eine Frage der Zeit und des Ausmaßes“, zitiert China Daily Dagong-Chef Guan Jianzhong. Der Streit, der derzeit in den USA herrscht, dreht sich darum, ob die im Gesetz verankerte Schuldengrenze für den Staat angehoben wird oder nicht. Wird sie nicht angehoben, können die USA keine weiteren Kredite aufnehmen und ihre Rechnungen über kurz oder lang nicht mehr bezahlen.
Schlüsselelemente der Bewertung
„Wenn die Schuldengrenze angehoben wird und die Staatsverschuldung weiter steigt, dann schadet das der Fähigkeit der USA, ihre Schulden zurückzuzahlen. Das ist in unserer Bewertung ein Schlüsselelement. In diesem Fall werden wir in Erwägung ziehen, die USA herabzustufen“, sagte Guan. „Wird die Schuldengrenze nicht angehoben und die USA stehen vor einer Insolvenz, bedeutet das ein sofortiges starkes Absenken der Note“, so Guan weiter. Derzeit liegt die Schuldengrenze der USA bei 14,29 Billionen Dollar. Guan hat gegenüber den USA die Empfehlung ausgesprochen, die Grenze zu erhöhen, um eine Katastrophe zu verhindern.
Bereits jetzt bewertet Dagong die USA mit der Note A+. Immer noch ein A, dennoch keine Bestnote mehr. Darüber gibt es im Dagong-System noch die Noten AA und AAA. Im November letzten Jahres hatte Dagong die USA von AA heruntergestuft, als die Regierung die Fortführung ihrer lockeren Geldpolitik angekündigt hatten.
Unter dieser Politik leidet China, da die chinesische Währung an die US-Währung gekoppelt ist. Wenn die US-Regierung also Dollar auf den Markt wirft, treibt sie damit auch die Inflation in China an.
Auch Großbritannien musste es sich schon gefallen lassen, herabgestuft zu werden. Im Mai fiel die Note von AA- auf A+.
Italien unter Beobachtung
Ebenfalls im kritischen Blick hat Dagong Italien. Das Land im Süden Europas liegt bislang mit seiner Note A- kurz hinter den Vereinigten Staaten. Bislang habe es keinen Grund zur Veranlassung gegeben, daran etwas zu ändern. Zwar habe sich die finanzielle Lage nach und nach verschlechtert, jedoch nicht genug, um eine Veränderung der Note in Erwägung zu ziehen.
Am Montag schließlich setzte Dagong Italien auf eine „negative Watchlist“, will das Land also im Auge behalten und gegebenenfalls herabstufen. Sowohl das Wachstum als auch die wirtschaftliche Erholung Italiens enttäuschen die Ratingagentur.
Dagong geht zwar davon aus, dass es der italienischen Regierung gelingen wird, das Staatsdefizit zu verringern, doch es sei unwahrscheinlich, dass es gelingt, das negative Saldo bis 2012 unter drei Prozent zu drücken.
Auch die hohe Schuldenquote von 119 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betrachtet Dagong mit Sorge. Ein großer Teil davon werde in den nächsten fünf Jahren fällig.
„Wenn klar wird, dass die Finanzierungskosten der Regierung weiter steigen, dass die vorgenommenen Staatsdefiziteinschnitte nicht erreicht werden können, und dass die Verschuldung weiter steigt, wird Dagong Italiens Kreditwürdigkeit herabstufen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
De Maart

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