Knapp einer Katastrophe entgangen

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Am Freitag veröffentlichte die australische Flugsicherheitsbehörde ATSB ein vorläufiges Untersuchungsergebnis für die Notlandung einer A380- Maschine von Qantas im November in Singapur. Wahrscheinlichste Ursache für den Unfall ist ein Ölbrand.

Die australische Fluggesellschaft Qantas legte danach erst einmal alle ihre A380 still, um sie zu überprüfen. Erst in dieser Woche nahm die Fluggesellschaft den normalen Betrieb wieder auf.

Der Qantas-Airbus A380 musste am 4. November kurz nach dem Start in Singapur notlanden. Das erste Zeichen dafür, dass etwas schief lief, waren zwei laute Knalls. Ein Metallteil durchschlug einen Flügel der Maschine, das Flugzeug neigte sich zur Seite und eine Flut von Warnmeldungen ging im Cockpit ein. Nur dem schnellen Eingreifen der Besatzung sei es zu verdanken, dass es nicht zur Katastrophe kam und das Flugzeug sicher landete, erklärte ATSB-Chef Martin Dolan.

Dramatische Situation am Bord

Die beiden Explosionen ereigneten sich den Angaben zufolge in 2.100 Metern Höhe. Als sich die Maschine kurz zur Seite neigte, blickten einige Passagiere aus dem Fenster und sahen Flammen aus dem Triebwerk schlagen.

Trümmerteile regneten auf die indonesische Insel Batam. Im Cockpit blinkten auf dem Computerschirm die Warnmeldungen auf. Zuerst wurde eine „Überhitzung“ in Triebwerk Nummer 2 gemeldet, dann ein „Feuer“. Die Vorflügel der Tragfläche ließen sich dann nicht mehr bewegen, die automatische Schubkraftregulierung und die automatische Landefunktion fielen ebenfalls aus. Dann wurde vor Problemen mit den Bremsen und den Fahrwerken gewarnt.

Satellitenkommunikation und Feuerläscher ausgefallen

Die Besatzung schaltete schnell das eine Triebwerk aus und einen der beiden Feuerlöscher ein. Es kam aber keine Bestätigung, dass er arbeitete. Dann wurde der zweite Feuerlöscher eingeschaltet. Auch da gab es keine Bestätigung, dass er funktionierte.

Es folgten weitere Warnungen: Die Satellitenkommunikation fiel aus und die Triebwerke Nummer eins und vier schalteten sich in einen heruntergestuften Modus, was den Informationsfluss beeinträchtigte. Die Crew kämpfte sich weiter durch die stetig wachsende Flut an Meldungen, was rund 50 Minuten dauerte. Inzwischen ging der Zweite Offizier in die Kabine und warf einen Blick auf Triebwerk Nummer zwei, wo er Treibstoff auslaufen sah.

Keine einfache Landung

Die Landung mit dem Flugzeug sollte nicht einfach werden: Gegenschub, um die Maschine auf der Landebahn abzubremsen, stand nur von einem der drei Triebwerke zur Verfügung. Und eine weitere Meldung warnte die Piloten, nur dann voll zu bremsen, wenn das Bugrad aufgesetzt habe. Die Chance, über die Landebahn hinauszuschießen, war also groß. Die Piloten warnten deshalb die Passagiere, sich für eine Evakuierung bereitzuhalten.

Der Autopilot schaltete sich im Landeanflug immer wieder aus und fiel dann in 305 Metern Höhe ganz aus. Der Kapitän hatte keine andere Möglichkeit, als den Riesenvogel manuell zu landen. Nur 150 Meter vor dem Ende der Landebahn kam der Airbus A380 zum Stehen.

Ölleck löste Triebwerk-Brand aus

Der ATSB-Bericht bestätigte frühere Vermutungen, wonach ein Ölleck in Schläuchen in einem sehr heißen Teil des A380-Triebwerks einen Brand auslöste, der letztlich zum Bruch einer Turbinenscheibe führte. Die entstandenen Trümmerteile beschädigten den Vermutungen zufolge einen Flügel der Maschine. Die ATSB erklärte danach, es sei möglicherweise ein Baufehler bei dem von Rolls-Royce hergestellten Triebwerk, der Ölbrände auslösen könne.

Betroffen ist offenbar aber nur eine bestimmte Serie von Trent-900-Triebwerken.

dapd