Kerviel verweigert Haftantritt

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Der französische Skandalbanker Jérôme Kerviel hat sich geweigert, seine Haftstrafe anzutreten. Erst wolle er von Präsident François Hollande zu seinem Fall gehört werden, sagte Kerviel am Sonntag.

Der französische Skandalbanker Jérôme Kerviel will nicht ins Gefängnis, ehe er mit Staatschef Hollande gesprochen hat. Das sagte er am Sonntag vor Journalisten im italienischen Grenzort Ventimiglia.

Die Staatsanwaltschaft drohte Kerviel mit einem europäischen Haftbefehl, sollte er sich nicht bis Mitternacht stellen. Kerviel hatte die Großbank Société Générale im Jahr 2008 mit gefährlichen Geldgeschäften fast in den Ruin getrieben. Er spekulierte mit dutzenden Milliarden Euro auf hochriskanten Märkten und vertuschte die Transaktionen, ohne sich dabei aber selbst zu bereichern. Der von ihm verursachte Schaden soll sich auf knapp fünf Milliarden Euro belaufen.

Im März wurde Kerviel in letzter Instanz zu fünf Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt. Über einen zusätzlichen Schadenersatz soll vor einem Berufungsgericht verhandelt werden. Kerviel, der sich seit zwei Monaten auf einer Art Pilgerwanderung von Rom nach Paris befindet, fühlt sich von der französischen Justiz ungerecht behandelt. Er glaubt, als Sündenbock herhalten zu müssen, obwohl seine Vorgesetzten für die Milliardenverluste mindestens ebenso verantwortlich seien.

Treffen mit Hollande gefordert

Der 27-Jährige verlangt nun von Hollande, sich in den Fall einzuschalten und möglichen Entlastungszeugen Straffreiheit zu gewähren. Ein Gnadengesuch will er nach eigenen Angaben nicht stellen.

Hollandes Büro erklärte dazu lediglich, der Präsident respektiere die Entscheidungen der Gerichte. Ein Treffen mit Kerviel oder seinen Anwälten stehe nicht „auf dem Terminplan“. Hinter Kerviel steht inzwischen ein Bündnis aus prominenten Anhängern der französischen Linken und der katholischen Kirche. Sie halten den 37-Jährigen ebenfalls für einen Sündenbock und finden es unfair, dass er in Haft soll, noch bevor über die Frage des Schadenersatzes und damit auch über die Verantwortung der Bank entschieden worden sei. Einer seiner Unterstützer und Mitpilger, der Priester Patrice Gourrier, drohte mit Hungerstreik, bis Kerviels Strafe ausgesetzt werde.