Keine Werbung zur „Heilung“ von Schwulen

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Eine christliche Gruppe wollte auf den Londoner Doppeldecker-Bussen eine bizarre Werbebotschaft platzieren: Schwule sollen sich "heilen" lassen. Londons Bürgermeister Boris Johnson war das zu intolerant.

Die Londoner Nahverkehrsgesellschaft hat eine Werbekampagne gestoppt, mit der auf Doppeldecker-Bussen für die „Heilung von Homosexualität“ geworben werden sollte. Auf den Werbetafeln sollte zu lesen sein: „Not gay! Post gay, ex-gay and proud. Get over it!“ (etwa: „Nicht schwul! Schwul war früher, ex-schwul und stolz. Bring’s hinter Dich!“).

Die Busse mit der Werbung sollten auf fünf Linien eingesetzt werden. Hinter der Kampagne steckt die christlich-fundamentalistische Gruppierung Core Issues Trust. Sie setzt sich dafür ein, dass Homosexuelle ihre Orientierung ändern. Core Issues reagierte damit auf eine Vorgängerkampagne der Londoner Schwulenbewegung. Unter dem Slogan „Some people are gay – Get over it!“ (etwa: „Ein paar Leute sind schwul – verkrafte es einfach!“) hatte diese ihrerseits 1000 Londoner Busse mit ihrer Botschaft bestückt.

„Homosexualität ist keine Krankheit“

Londons Bürgermeister Boris Johnson, der am 3. Mai zur Wiederwahl antritt, stoppte die Kampagne. „London ist eine der tolerantesten Städte der Welt und intolerant nur gegenüber Intoleranz“, sagte er. „Es ist ganz klar nicht korrekt, den Eindruck zu erwecken, dass Homosexualität eine Krankheit ist, von der man geheilt werden muss, und ich bin nicht bereit, zuzulassen, dass diese Unterstellung auf unseren Bussen durch London gefahren wird“, betonte der konservative Politiker. Die britische Werbeaufsicht hatte die Kampagne zuvor genehmigt.

Die Initiatoren kritisierten das Verbot. „Es war mir nicht klar, dass Zensur stattfindet“, sagte Mike Davidson von Core Issues. Auf ihrer Website legt die Vereinigung Wert auf die Feststellung, dass sie Homosexuelle respektiere, die ihre gleichgeschlechtliche Orientierung nicht ändern wollten.

London gilt als eine der weltweiten Hochburgen der Homosexuellen-Szene. Zum Gay-Pride-Festival im vergangenen Jahr kamen eine Million Schwule und Lesben aus aller Welt in die Stadt. Auch außerhalb des Festivals spielen Schwule und Lesben für den Tourismus in London inzwischen eine beachtliche Rolle.