Kämpfe um Präsidentenpalast

Kämpfe um Präsidentenpalast

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit mehr als vier Monaten wird der Jemen faktisch von schiitischen Rebellen kontrolliert. Nun ist die Gewalt erneut eskaliert. Heftige Kämpfe rund um den Präsidentenpalast sind eine Demonstration der Macht.

Die jemenitische Armee hat sich rund um den Präsidentenpalast in Sanaa die heftigsten Kämpfe mit schiitischen Huthi-Rebellen seit Monaten geliefert. Augenzeugen berichteten am Montag von schwerem Artilleriefeuer in der Hauptstadt Sanaa. Die Armee habe Panzer aufgefahren. Auch auf den Konvoi von Regierungschef Chaled Bahah wurde demnach geschossen, ohne dass er verletzt wurde. Die Gefechte setzen die weitgehend entmachtete Führung des Jemen weiter unter Druck, ohne dass klar war, ob die Huthis ganz nach der Macht greifen wollen. Am späten Nachmittag einigten sich beide Seiten nach offiziellen Angaben auf eine Waffenruhe. Nach Regierungsangaben gab es vorher mehrere Tote und Dutzende Verletzte.

Erstmals seit mehr als vier Monaten hatte sich die jemenitische Armee wieder gegen die Kontrolle der Huthi-Rebellen in der Hauptstadt Sanaa gewehrt. Die schiitischen Rebellen kontrollieren Sanaa und den Nordjemen seit September vergangenen Jahres.

Sunniten gegen Schiiten

Der Volksstamm der Huthi fühlte sich in der sunnitisch dominierten Regierung des Jemen nicht ausreichend repräsentiert. Mit dem Rücktritt des Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Sali Anfang 2012 betraten sie die politische Bühne des Landes. Seit mehreren Monaten leiten sie de facto die Regierungsgeschäfte. Sunnitische Stämme und Anhänger der Terrorgruppe Al-Kaida stellten sich den Huthis im Südjemen noch entgegen.

Die neue Gewalt in Sanaa brach nach Armeeangaben aus, als sich Huthis unerlaubt dem Amtssitz von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi genähert hatten. Daraufhin hätten Wachen das Feuer auf die Aufständischen eröffnet. Ein Huthi-Sprecher hingegen erklärte, der Angriff der Armee sei grundlos erfolgt. Nach Angaben der jemenitischen Nachrichtenagentur Saba wurden mindestens 55 Menschen im Laufe des Tages in Krankenhäuser eingeliefert. Der stellvertretende Gesundheitsminister Nasser Baum sprach gegenüber dem panarabischen Sender „Al-Aan“ von acht Toten und 45 Verletzten.

Ein Huthi-Sprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, die Rebellen hätten sich gemeinsam mit Regierungsvertretern auf die Waffenruhe geeinigt. Die Lage bleibt dennoch angespannt: Erst am Samstag hatten Huthis den Büroleiter Präsident Hadis entführt, um die Ausarbeitung einer neuen Verfassung zu verhindern. Der Mitarbeiter ist weiterhin in Gewalt der Rebellen.