Ison könnte Höllenritt überstanden haben

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Astronomen in aller Welt haben gehofft, dass der Komet Ison in der Adventszeit zum Himmelsspektakel wird. Wie groß die Chance ist, liegt derzeit noch im Dunkeln.

Der Komet Ison hat seinen sonnennächsten Punkt erreicht. Ob er den Flug überstanden hat oder zerborsten ist, war jedoch am Freitag noch unklar. Ein Experte der Europäischen Raumfahrtagentur Esa äußerte die Befürchtung, die Sonnenhitze habe den Kometen zerlegt. Max-Planck-Forscher in Niedersachsen sind vorsichtiger. Sie gehen davon aus, dass der Kometenkern zumindest während des Vorbeifluges noch existiert hat. Wenn dieser nicht zerstört wurde, ist in den kommenden Wochen ein Lichtspektakel zu erwarten, das sogar mit bloßem Auge zu sehen sein könnte.

Am Donnerstagabend um 19.37 Uhr hatte Ison auf seiner Bahn durch das All mit nur gut einer Million Kilometer Abstand seine größte Annäherung an die Sonne. Zu diesem Zeitpunkt müsse der Komet noch einen Kern gehabt haben, meint Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im südniedersächsischen Katlenburg-Lindau. Denn Ison habe Gas und Staub gespuckt. „Wir wissen aber nicht, ob der Kometenkern auch jetzt intakt ist“, erläuterte MPS-Sprecherin Birgit Krummheuer. Dies liege an der zeitverzögerten Auswertung der Daten von Raumsonden.

Der Staubschweif des Kometen sei inzwischen zweigeteilt, sagte Astronom Böhnhardt. Ein Teil des Schweifes bestehe aus Staubteilchen, die deutlich vor der Sonnenpassage emittiert wurden. Der andere Teil enthalte dagegen Material, dass erst während des Vorbeiflugs ausgestoßen wurde. „Das deutet darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest noch ein Teil des Kerns existierte und aktiv war.“ Kometenkerne bestehen aus Eis und Gestein.

Zerlegt?

Der Kometenexperte Gerhard Schwehm von der Europäischen Weltraumorganisation Esa hält es dagegen für wahrscheinlich, dass der Schweifstern bereits während der Annäherung an die Sonne zerstört wurde. „In der Nähe der Sonne hat man nichts gesehen. Wenn er überlebt hätte, hätte man ihn eigentlich sehen müssen“, sagte Schwehm unter Berufung auf Aufnahmen der Beobachtungssatelliten Proba-2 und SDO. „Ison ist wahrscheinlich durch die Sonne zerlegt worden.“

Endgültige Gewissheit über das Schicksal des rund 4,6 Milliarden Jahre alten Kometen erwartet Schwehm in ein bis zwei Wochen. „Wenn wir in zehn Tagen noch etwas beobachten können, hat er doch überlebt“, erklärte der Esa-Wissenschaftler. Auf der Nordhalbkugel müsste der Schweifstern dann sogar mit bloßem Auge oder Feldstecher zu beobachten sein. Die Max-Planck-Forscher hoffen, dass sie schon früher Gewissheit haben. Möglicherweise gebe es bereits am Wochenende neue Erkenntnisse, sagte Krummheuer.