IS-Miliz zerstört Kulturschätze

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Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat laut einem Video im Nordirak jahrtausendealte Kulturschätze zerstört.

In dem am Donnerstag veröffentlichten fünfminütigen Video sind Extremisten im Museum der nordirakischen Großstadt Mossul zu sehen, wie sie Statuen von ihren Podesten stoßen und mit Vorschlaghämmern in Stücke schlagen.

Aktivisten berichteten derweil, die Dschihadisten hätten in Syrien deutlich mehr assyrische Christen verschleppt als bisher bekannt. In dem Video ist auch zu sehen, wie die Extremisten einen Presslufthammer verwenden, um die große Statue eines assyrischen geflügelten Bullen in einer Ausgrabungsstätte der Stadt zu zerstören. Ein bärtiger Extremist sagt in dem Video, die zerstörten Statuen seien früher an der Stelle Gottes angebetet worden. Er rechtfertigt die Taten damit, dass auch der islamische Prophet Mohammed in Mekka Götterbilder beseitigt habe. Im Islam ist die Anbetung von Götterbildern verboten.

Aus der Epoche der Assyrer

Nach Einschätzung von Experten handelt es sich bei den zerstörten Statuen teils um Originale oder um Rekonstruktionen, teils um Kopien von Originalen. Demnach stammten die Statuen aus der Epoche der Assyrer oder der Parther mehrere Jahrhunderte vor Christus.

Die Dschihadisten hatten Mossul und die umliegenden Provinzen bei einer Blitzoffensive im Sommer in ihre Gewalt gebracht. Seitdem sollen sie zahlreiche Kunstschätze aus Museen verkauft haben, um ihren Kampf zu finanzieren.

Mehr Verschleppte als bisher angenommen

Unterdessen berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die Dschihadisten hätten seit Montag im Nordosten Syriens deutlich mehr assyrische Christen verschleppt als bislang bekannt. Die IS-Miliz habe seit Montag in der Region Tall Tamer der Provinz Hassaka elf christliche Dörfer überfallen und mindestens 220 Menschen entführt, teilte die Beobachtungsstelle mit. Bei den Kämpfen seien 35 Dschihadisten und 25 kurdische und assyrische Kämpfer getötet worden. Unter Vermittlung arabischer Stammesvertreter seien Verhandlungen über die Freilassung der Entführten im Gange, erklärte die Beobachtungsstelle. Der Leiter des assyrischen Netzwerks für Menschenrechte, Osama Edward, erklärte, es seien seit Montag knapp tausend christlich Familien aus bedrohten Dörfern in die Provinzhauptstadt Hassaka und die kurdische Stadt Kamischli geflohen. Edward geht davon aus, dass die Verschleppten in die IS-Hochburg Schaddadi gebracht wurden.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Entführungen und verlangte die sofortige Freilassung der Christen. Die Taten seien „ein weiterer Beleg für die Brutalität des IS“ gegenüber Menschen verschiedener Religionen, Ethnien und Nationalitäten, erklärte das UN-Gremium. Die US-Außenamtssprecherin Jen Psaki bezeichnete das Vorgehen der Dschihadisten als „brutal und unmenschlich“.

Angriffe auf IS-Stellungen

Laut der Beobachtungsstelle flog die internationale Militärallianz mehrere Luftangriffe auf IS-Stellungen rund um Tall Tamer. Angaben zu Opfern gab es nicht.

Vor Beginn des Bürgerkriegs lebten in Syrien etwa 30.000 assyrische Christen, die meisten von ihnen in Hassaka. Die Dschihadisten sind für die brutale Verfolgung religiöser Minderheiten wie der Christen und Jesiden bekannt. Sie gehen aber auch mit großer Härte gegen Schiiten und sunnitische Muslime vor, die nicht ihre Auslegung des Islam teilen.